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Berlin: „Die wollten doch nur imponieren“

Vor dem Schultor der ThomasMorus-Hauptschule war am Donnerstag in der Pause kein Durchkommen. Die Schüler drängten sich vor dem Eingang – alle wollten von einer der vielen Fernsehkameras gefilmt werden.

Vor dem Schultor der ThomasMorus-Hauptschule war am Donnerstag in der Pause kein Durchkommen. Die Schüler drängten sich vor dem Eingang – alle wollten von einer der vielen Fernsehkameras gefilmt werden. Zahlreiche Journalisten wollten wissen, was die Schüler über den Fall der ermordeten Hatin S. denken. Einige Schüler sollen den Mord bei einer Diskussion in der Klasse gutgeheißen haben. Daraufhin wandte sich der Schulleiter in einem Offenen Brief an Schüler, Eltern und Lehrer.

Vor den Kameras und Mikrofonen befürwortet keiner den Mord. „Es sind nur wenige Schüler, die so etwas gesagt haben. Das heißt doch nicht, dass wir alle so denken“, sagt der 16-jährige Mustafa. „Ich finde, jeder sollte das Recht haben, frei zu leben.“ Mustafa ist verärgert darüber, dass „die Schule nun ein schlechtes Image bekommt“. Er wolle sich um einen Ausbildungsplatz bewerben, da schadeten ihm solche Äußerungen möglicherweise. Ähnlich sieht es ein 17-jähriger Mitschüler: „Ehrenmord ist falsch. Der Islam besagt, dass man niemandem schaden soll.“ Im Pulk der Schüler halten sich die Mädchen zunächst zurück. Später sagt eine von ihnen: „Diejenigen, die so etwas Schlimmes gesagt haben, wollten nur imponieren und meinen das gar nicht so.“

Schulleiter Volker Steffens ist überwältigt über die Resonanz auf den Offenen Brief. Mit den drei Schülern, die die Tötung von Hatin S. befürwortet haben sollen, und ihren Eltern werde ein Gespräch geführt. Die Jungen sind 14, 15 und 16 Jahre alt, mehr will Steffens zu ihrem Schutz nicht sagen. Die Schüler seien vorher schon einmal aufgefallen: Sie sollen ein Mädchen beschimpft haben, weil sie kein Kopftuch trägt und sich in ihren Augen „nicht konform“ verhält. tabu

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