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Berlin: Die Würde ist von Gott gegeben

„WochefürdasLeben“mit AltbischofKruseundKardinal Sterzinsky

Im Sankt-Gertrauden-Krankenhaus, dort also, wo täglich um Leben gekämpft wird, wo Leben geboren wird und Leben endet – eröffnete am vergangenen Sonnabend ein regionaler ökumenischer Gottesdienst die diesjährige „Woche für das Leben“ in Berlin. In der Kapelle, die dem Herz Jesu gewidmet ist – auf dem großen Mosaikbild hinter dem Altar sieht man es rot leuchten – riecht es nach Krankenhaus. Ein Kranker nimmt im Rollstuhl an dem Gottesdienst statt, den man auch oben in den Zimmern am Fernseher verfolgen kann. Von den bunten Fenstermosaiken in der Kapelle blicken die Heilige Gertrud und die Heilige Katharina von Alexandrien – die Patroninnen des Wilmersdorfer Krankenhauses und seiner Katharinenschwestern – auf volle Bänke wie fast nie.

„Nun jauchzet dem Herren alle Welt“ singt die Gemeinde – auffallend viel Frauen – nachdem, in Schwarz und Rot gewandet, Altbischof Martin Kruse und Georg Kardinal Sterzinsky am Altar Platz genommen haben. Wann man selbst jeweils zu stehen oder zu sitzen hat, ist nicht allen Gottesdienstbesuchern geläufig, ein vorher ausgegebenes Blatt hilft, laut mitzusingen. Auch zu beten. Das Tagesgebet spricht der oberste katholische Hirte in Berlin-Brandenburg und liest dann aus dem Evangelium die Stelle, an der es unter anderen auch heißt: „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“

Nach Georg Kardinal Sterzinsky ergreift der evangelische Altbischof das Wort. Erst vor wenigen Tagen hat Martin Kruse seinen 75. Geburtstag gefeiert – aber „Gott ist nicht im Ruhestand“, hat er mal gesagt, und danach handelt auch er. Auch „die Würde des Menschen am Ende seines Lebens“ – so das Motto – ist ihm von Gott selbst gegeben, sagt er. Auch, dass das Leben ein Geschenk Gottes ist. Zur Lebenszeit gehört auch die Sterbenszeit – beides ist in Würde zu gestalten. Deswegen sind Christen gegen jede Sterbehilfe. Ein aktuelles Thema, erlauben doch einige europäische Nachbarländer diese schon per Gesetz.

„Aber immer, wenn der Mensch sich auf einen Thron setzt, gibt es Unheil“, warnt der Altbischof in der Krankenhaus-Kapelle davor, sich selbst zum Herrn über Leben und Tod zu machen. Und auch davor, dass der kranke oder alte Mensch – bedroht von der allgemeinen Finanznot – zum Rechenexempel und zur Billigware wird. „Wir müssen durch diese Anfechtungen gehen“, sagt Martin Kruse – die „Woche für das Leben“ soll dazu beitragen.

Heidemarie Mazuhn

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