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Berlin: Dienstleistungen Berlin/Brandenburg: Die Nähe zu Osteuropa wird viel zu wenig genutzt

In seiner Neujahransprache zum Jahr 2001 hat der Regierende Bürgermeister von Berlin erneut hervorgehoben: "Beim Zusammenwachsen West- und Osteuropas übernimmt Berlin die Funktion einer Drehscheibe." Was hat es mit dieser "Ost-West-Drehscheibe" auf sich?

In seiner Neujahransprache zum Jahr 2001 hat der Regierende Bürgermeister von Berlin erneut hervorgehoben: "Beim Zusammenwachsen West- und Osteuropas übernimmt Berlin die Funktion einer Drehscheibe." Was hat es mit dieser "Ost-West-Drehscheibe" auf sich? Unbestritten ist, dass durch den Umzug der Verfassungsorgane Berlin zu dem Ort geworden ist, an dem sich die politische, wirtschaftspolitische und wissenschaftliche Sachkompetenz für die immer enger werdende Zusammenarbeit mit den Ländern in Mittel- und Osteuropa konzentriert. Auch an kulturellen Ost-West-Begegnungen wird die Hauptstadtregion von keinem anderen Gebiet Deutschlands übertroffen.

Die Frage stellt sich, inwieweit die geballte "Ost-West-Kompetenz" in Berlin/Brandenburg sich in Standortvorteile für die Wirtschaft, messbar an der Schaffung von Arbeitsplätzen, umsetzen lässt. Gemeinsam ist Berlin und Brandenburg ihre Exportschwäche: Im Jahre 1999 fielen auf Berlin lediglich 1,43 Prozent aller deutschen Ausfuhren und auf Brandenburg 0,65 Prozent. Hinsichtlich der Orientierung auf die Ostmärkte haben Berlin und Brandenburg eine unterschiedliche Entwicklung genommen. Seit Jahren ist der Anteil Berlins an den deutschen MOE-Ausfuhren rückläufig, von 2,88 Prozent im Jahre 1996 auf 1,50 Prozent in den drei ersten Quartalen 2000. Umgekehrt hat Brandenburg seinen Anteil von 1,48 Prozent im Jahre 1996 auf 1,52 Prozent erhöhen können. Berlin als "Ost-West-Kompetenzzentrum" spielt bei den deutschen Ost-Exporten nur eine marginale Rolle, die zudem Jahr für Jahr abnimmt. Es fehlt eine integrierte "Ost-West-Strategie" von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Für den Berliner Senat soll sich Berlin zwar als "Ost-West-Handelsplatz, -Finanzplatz, -Konferenzplatz und -Zentrum für Aus- und Weiterbildung etablieren. Während Berlin als sozusagen "natürlicher Ost-West-Konferenzplatz" unumstritten ist, ist bisher kein Konzept zur Realisierung der drei anderen Ziele bekannt. Nur ein verschwindend geringer Teil der jeweils rund 1000 Betriebe des verarbeitenden Gewerbes in Berlin und Brandenburg ist international tätig.

Hier gilt es anzusetzen. Zur Ergänzung des "Ost-West-Zentrums (OWZ)" in Adlershof könnte man sich die Errichtung eines virtuellen "West-Ost-Zentrums" zur gezielten Heranführung interessierter Berliner und Brandenburger Unternehmen an die MOE-Märkte vorstellen sowie die Schaffung eines "Ost-West-Wirtschaftsclubs", innerhalb dessen ein ständiger praxisnaher unternehmerischer Erfahrungsaustausch stattfindet, verbunden mit einer Anlaufstelle für besuchende Unternehmer aus den MOE-Ländern. Das große wissenschaftliche Potenzial Berlins, aber auch der Brandenburger wissenschaftlich-technischen Einrichtungen, ist vorwiegend auf eine Zusammenarbeit mit westlichen Partnern orientiert. Zur gezielten Unterstützung der zu geringen Innovationsfähigkeit der vorwiegend kleinen und mittleren Unternehmen in der Hauptstadtregion wurde dies Instrumentarium bisher nicht systematisch eingesetzt.

Klaus-Heinrich Standke

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