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Urgestein des Rock 'n' Roll: Die Rolling Stones- hier bei einem Konzert in China.

© dpa

Diesmal wohl ohne Kleinholz: Rolling Stones zurück in der Waldbühne

Wie ein Konzert der Rolling Stones in der Berliner Waldbühne zum maßlosen Exzess wurde. Aber das Leben ist weitergegangen und so auch die Stones. Helmut Schümann zieht Bilanz.

Das Leben geht weiter, immer weiter. Und es liegt auch keine fatale Tragik in dem Umstand, dass kaum 48 Stunden nach dem Tod von L’Wren Scott, der Lebensgefährtin von Mick Jagger, in Deutschland der Vorverkauf auf die Konzerte der Rolling Stones in Düsseldorf und Berlin im Juni des Jahres begann. Es ist nur das Leben, das weitergeht, mit Tempo, mit hohem Tempo. Es hat nur Minuten gedauert, dass alle Karten ausverkauft waren, die 43 000 in Düsseldorf und die 18 000 in Berlin, nur die auf dem Schwarzmarkt sind noch zu haben, die kosten jetzt so um die 1000 Euro. Und selbst wenn die Stones in Berlin im Olympiastadion aufgetreten wären, was sie schon taten, die Karten wären ebenso schnell weg gewesen. Aber es soll eben die Waldbühne sein.

Wie lange werden die Rolling Stones noch weiter touren?

Ist das ein Zeichen, dass die Stones danach nie wieder herkommen? Sie sind ja nun schon seit mehr als fünfzig Jahren auf Abschiedstournee, haben sich dabei verabschiedet von der Biologie des Alterns. Aber dass sie nun in die kleine Waldbühne gehen, um dort zu rocken, ist doch fast so wehmütig, wie mit den Stones zu erleben, wie man selber älter, immer älter wird.

1965 waren die Stones, die damals noch stets mit dem Attribut „Langhaarige“ genannt wurden, schon einmal in der Waldbühne, wenn man so will, fing damals alles an mit den Stones und Deutschland. „Es war die Hölle.“

Das schrieb eine Reporterin der „Bild“ nach dem Konzert, das keins war, keins im heutigen Sinne. Der Tagesspiegel urteilte etwas elaborierter, aber auch vernichtend: „Die Verlautbarungen des dem Barbarismus systematisch verfallenden, von einer Massenhysterie in die andere verfallenden Publikums überstieg die musikalische Phonerzeugung auf der Bühne um ein beträchtliches.“ Es sei ihm verziehen, dem Tagesspiegel, so waren eben die Zeiten.

Vor 49 Jahren auf der Waldbühne: Wasserwerfer, Verletzte und 400 000 Sachschäden

Gleich nach dem ersten Stück stürmte das Publikum die Bühne, dann, als die geräumt war, spielten die Stones die damals üblichen zwanzig Minuten. Zu wenig für die „Barbaren“. Stundenlange Schlägereien mit der Polizei folgten, die Sitzbänke wurden demoliert, Wasserwerfer eingesetzt, es gab zahlreiche Verletzte und einen Sachschaden von rund 400 000 Mark. Erst sieben Jahre später wurde die Waldbühne wieder instand gesetzt. Damals war die Haltung so, dass man lieber die Kinder reinholte und die Wäsche von der Leine nahm, wenn die Stones in der Stadt waren. Und heute? Ist das Leben weitergegangen. Irgendwie und manchmal auch traurig.

Aber it’s only Rock ’n’ Roll, but I like it.

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