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DIE STADT UND DER MÜLL: Theorie, Politik und Praxis

Die Ferkel sind immer die anderen. Man selbst hat nur deshalb gerade etwas auf die Straße geworfen, weil kein Mülleimer in der Nähe war.

Die Ferkel sind immer die anderen. Man selbst hat nur deshalb gerade etwas auf die Straße geworfen, weil kein Mülleimer in der Nähe war. Bei den andern sind es vor allem Faulheit und Gleichgültigkeit, die sie zu Umweltverschmutzern machen. Das geht aus einer der wenigen Studien hervor, die den Umgang der Stadtbewohner mit Müll untersucht.

Littering - Merkmale, Ursachen, Prävention“ ist eine Studie des Verbandes

kommunaler Abfallwirtschaft. Sie wurde 2007 und 2008 in Berlin und Frankfurt am Main erstellt. Zu ihren wenig überraschenden Ergebnissen gehört als Anti-Vermüllungs-Maßnahme Nummer eins: „Mehr Kontrollen“.

Mehr Singapur in Berlin? Strafen in vierstelliger Höhe für das Unterwegs-Bierchen, wie in dem asiatischen Stadtstaat? Ob das den Berlinern gefiele, ist die Frage. Jeder hat eine Meinung zum Müll, nur die Politiker halten sich zurück. Von der landespolitischen Ebene ist das Thema wegdelegiert worden an die Bezirke und die Ordnungsämter. So muss sich kein Landespolitiker dem Verdacht aussetzen, ihm seien Ordnung und Sauberkeit wichtiger als der hyper-liberale Ruf der Stadt, in der jeder so leben kann, wie er will. Beim Vermüllungsverhalten des Großstädters fällt auf, dass es nicht viel Forschung darüber gibt. Die Stadtreinigung bezieht ihre Erkenntnisse aus der internen Qualitätskontrolle. Neuere Trends wie die Vermüllung durch Papp-Kaffeebecher werden erkannt – und möglichst gleich beseitigt.

Dabei wäre Berlin bestens geeignet, mal die Effizienz der Ordnungsämter zu vergleichen. Denn hier läuft ja quasi ein großer Feldversuch. In jedem Bezirk setzen die Stadträte und die Bürgermeister unterschiedliche Schwerpunkte in der Ordnungspolitik. Im Tiergarten gehört die Zubereitung auch größerer Tiere inzwischen zur Folklore – mitsamt der legendären Entsorgungsprobleme, um die sich nicht die Grill-Meister kümmern, sondern Mitarbeiter des Bezirks und die BSR. In Reinickendorf sagt Bürgermeister Frank

Balzer, ein Problem mit dem Grillen in Parks gebe es nicht. Wer gegen die Parkordnung verstoße, bekomme es mit

der Polizei zu tun. Das ist die Broken-

Windows-Theorie – angewandt. wvb.

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