zum Hauptinhalt
Angeklagt. Tresor-Chef Dimitri Hegemann muss sich heute vor Gericht verantworten.

© Thilo Rückeis

Dimitri Hegemann vor Gericht: Tresor-Chef soll Steuern gebunkert haben

Heute beginnt der Prozess gegen Dimitri Hegemann, Gründer unter anderem des Techno-Clubs Tresor. Ihm wird "Verstoß gegen die Abgabenordnung" vorgeworfen, eine mutmaßliche Steuerhinterziehung.

Die Räume in einem Strafgericht sind ihm bislang völlig fremd gewesen. Das wird sich am heutigen Dienstag ändern: Dimitri Hegemann, der mit seinem Club Tresor schon 20 Jahre lang die Technoszene Berlins prägt, muss sich ab 9 Uhr vor einem Amtsgericht verantworten. Es geht um Verstoß gegen die Abgabenordnung. Eine mutmaßliche Steuerhinterziehung, die sich auf ein Restaurant bezieht und Jahre zurückliegt. Der Club-Betreiber kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen. „Ich werde mich dagegen wehren, mein Anwalt wird meine Position darstellen“, kündigte Hegemann an.

Der Ärger mit der Justiz kommt für Dimitri Hegemann, 56, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Gerade erst hat der Tresor sein 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Star-DJs wie Ian Pooley und Blake Baxter legten zum Geburtstag auf; im Laufe des Jahres sind weitere Veranstaltungen geplant. Nun wird er sich aber zunächst mit Rechtsfragen, Auslegungen, Wertungen und Zahlen auseinandersetzen müssen. Und obendrein muss der Tresor-Chef damit rechnen, dass es eng wird im Gerichtssaal: Die Presse wurde über den Termin informiert. Der Anrufer war ein Mann, dem Hegemann in seinem Geschäftsleben einst begegnet ist und der es offenbar nicht gut mit ihm meint. Das Restaurant? „Ein kleiner Betrieb“, sagt Hegemann. Stiller Gesellschafter sei er gewesen. Das liege aber schon lange zurück. Alles Weitere im Prozess. Völlig schweigsam blieb die Justiz im Vorfeld der Verhandlung, weil in Steuersachen gilt: Keine Details, denn das Steuergeheimnis ist zu wahren.

Ursprünglich stammt Dimitri Hegemann aus Werl in Nordrhein-Westfalen. Ende der 70er Jahre kam er nach Berlin, um an der FU Musikwissenschaften zu studieren. Erstmals öffentlich in Erscheinung trat er als Organisator des Festivals „Berlin Atonal“, auf dem unter anderem Malaria und die Einstürzenden Neubauten spielten. Dass sich Hegemann mit seinem Club Tresor so lange behaupten würde, hätte wohl niemand vorherzusagen gewagt. Der Tresor ist jedoch nicht Hegemanns einziges Projekt. Der Partymacher betreibt zudem die „Markthalle“ in Kreuzberg – in dem Restaurant wurden Szenen des Films „Herr Lehmann“ gedreht. Mit Schauspieler Ben Becker eröffnete er am Lützowplatz die Bar „Trompete“. Zudem gehörte ihm bis 2007 am Hackeschen Markt das Lokal „Schwarzenraben“.

Die Zukunft seines bekanntesten Projekts erschien ungewiss, als der Tresor vor sechs Jahren sein angestammtes Domizil in der Leipziger Straße verlassen musste – im namensgebenden Tresorraum des ehemaligen Wertheim-Kaufhauses residierte der Club 14 Jahre. Bis zur Wiedereröffnung des Tresors im ehemaligen Heizkraftwerk an der Köpenicker Straße in Mitte vergingen zwei Jahre. Bis heute kommen die Technofans aus aller Welt, um in der großen Halle zu feiern. Erst kürzlich wurde der Tresor von der britischen Fachzeitschrift „DJ Mag“ wieder zu einem der wichtigsten Technoclubs der Welt gewählt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false