zum Hauptinhalt
Welches ist das Verkehrsmittel der Zukunft? Man ist sich uneinig.

© imago

Diskussionsrunde: Verkehr im Jahr 2025: Welches Verkehrsmittel wird wichtiger für Berlin?

Vorrang für Autos, Fahrrad oder Busse und Bahnen? Experten haben bei einer Veranstaltung der Architektenkammer und des Tagesspiegels über die Verkehrskonzepte der Zukunft diskutiert - und sind zu unterschiedlichen Schlüssen gekommen.

In elf Jahren wird in Berlin mit rund 270.000 zusätzlichen Bewohnern gerechnet. Doch wie sollen sie künftig durch die Stadt kommen? Eine Frage, die am Montagabend auf einer Veranstaltung der Architektenkammer und des Tagesspiegels in der Urania unter dem Motto „Verkehr 2025 – Dauerstau und volle Bahnen?“ teils kontrovers diskutiert wurde, ohne dass eine Ideallösung gefunden wurde.

Mehr Autos in den Außenbezirken Berlins

„Je bessere Alternativen wir zum Auto anbieten, umso mehr an Lebensqualität für die Stadt wird gewonnen“, sagte der designierte Leiter der Verkehrsabteilung bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Burkhard Horn. Viele der Neuberliner zögen gezielt in die Innenstadt, wo der Pkw als Verkehrsmittel nur noch einen Anteil von 20 Prozent hat. Anders sehe es bisher in den Außenbezirken aus, wo größere Strecken zurückgelegt werden müssen. Der Kfz-Anteil ist von 38 Prozent im Jahr 1998 auf 32 Prozent im Jahr 2008 zurückgegangen, sagte Horn auf der vom leitenden Tagesspiegel-Redakteur Gerd Nowakowski moderierten Veranstaltung. Aktuelle Zahlen werden erst zur Jahresmitte vorliegen. „Wir vermuten, dass sich der Trend fortsetzt“.

Dem widersprach ADAC-Vorstandsmitglied Volker Krane. Nach seinen Angaben hat sich der Pkw-Bestand in Berlin in den letzten drei Jahren um vier Prozent erhöht. Seine überraschende Feststellung: „Die Senioren motorisieren sich immer mehr.“ 25 Prozent der über 70-Jährigen sind mit dem eigenen Auto unterwegs. Hier müssen bessere Alternativen im Hinblick auf Barrierefreiheit und Umsteigemöglichkeiten geschaffen werden, betonte Horn.

Noch keine Fahrradstadt

„Das Kraftfahrzeug ist kein Statussymbol mehr“, sagte die Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Eva-Maria Scheel. Gerade junge Leute seien gerne mit dem Rad unterwegs. Berlin sei zwar noch weit davon entfernt, eine Fahrradstadt zu sein, aber auf einem guten Weg. Scheel forderte schnelle Radwege mit einer grünen Welle für Tempo-Radler, den fahrradgerechten Umbau von Kreuzungen sowie Verbesserungen für die Fahrrad-Mitnahme in S- und Regionalbahn.

Strittig ist die zunehmende Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht. Sie beruht auf einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes, bei dem die Verkehrssicherheit keine Rolle gespielt hat, kritisierte Volker Krane. „Eine Trennung der Verkehrsarten senkt die Unfallgefahr.“ Wobei dieses Argument durch die Statistik der Polizei längst widerlegt ist: Radfahrer verunglücken ganz überwiegend, wenn sie separate Radwege außerhalb der Fahrbahn benutzen.

Zu wenig Parkplätze am Stadtrand

Auch die Schaffung weiterer Park-and-Ride-Plätze wurde kontrovers diskutiert. Gut 180.000 Arbeitnehmer kommen täglich aus dem Umland nach Berlin. Laut ADAC stehen zum Wechsel auf die Schiene für diese Berufspendler nur 3.000 Parkplätze am Stadtrand bereit. Zusätzliche Abstellmöglichkeiten müssten innerhalb der Stadtgrenzen im Tarifgebiet A/B geschaffen werden, forderte Volker Krane; bislang liegen diese Plätze im Tarifgebiet C und machten damit das Umsteigen auf die Bahn deutlich teurer.

Es sei schwer, geeignete Grundstücke zu finden, weil diese meist der Bahn gehören, die eine lukrativere Verwertung vorsehe, gab Burkhard Horn zu bedenken. Außerdem koste die Einrichtung jedes einzelnen Stellplatzes 10.000 Euro inklusive Grundstückskauf, Herrichtung und Unterhalt. 400 Parkplätze für vier Millionen Euro zu bauen, um eine durch 30.000 Kraftfahrzeuge frequentierte Ausfallstraße von täglich 800 Fahrten zu entlasten, mache keinen Sinn.

ÖPNV – Ungleichheit zwischen Ost- und West-Berlin

Mit neuen Investitionen ist laut Horn kaum zu rechnen. Die vorhandenen Mittel müssten weitgehend in vorhandene Infrastrukturen investiert werden, „damit uns bestehende Netze nicht zerbröseln“. Das Rückgrat des Berliner Umweltverbundes bleibt für ihn der ÖPNV. Die Unterschiede zwischen Ost und West, was den Ausbau des Tram- und des U-Bahnnetzes betreffe, seien aber „auch in den nächsten 50 Jahren nicht auszugleichen“. Immerhin prüft die Senatsverwaltung die Verlängerung von vier Tramlinien, unter anderen vom Hauptbahnhof zur Turmstraße und vom Alexanderplatz zum Kulturforum. Im Ostteil gibt es Pläne für Mahlsdorf und Adlershof. „Es gibt eine ganze Menge Übereinstimmungen, aber der Weg ist noch strittig“ resümierte Burkhard Horn. Viel ändern wird sich wohl nicht bis 2025.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false