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Berlin: DIW-Befragung: Das einzig Provinzielle an Berlin ist die Politik

Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Tagesspiegel befragt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) seit Anfang 1999 regelmäßig eine ausgewählte Gruppe von Repräsentanten der Berliner Wirtschaft zu aktuellen wirtschaftlichen und politischen Problemen der Stadt. Ziel ist es, Kenntnisse, Erfahrungen und Visionen der Akteure der Wirtschaft zu nutzen, um eine Einschätzung der aktuellen Lage Berlins, seiner Probleme und Potenziale zu gewinnen, die das blasse Bild der Statistiken ergänzt.

Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Tagesspiegel befragt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) seit Anfang 1999 regelmäßig eine ausgewählte Gruppe von Repräsentanten der Berliner Wirtschaft zu aktuellen wirtschaftlichen und politischen Problemen der Stadt. Ziel ist es, Kenntnisse, Erfahrungen und Visionen der Akteure der Wirtschaft zu nutzen, um eine Einschätzung der aktuellen Lage Berlins, seiner Probleme und Potenziale zu gewinnen, die das blasse Bild der Statistiken ergänzt. Im Folgenden werden die Ergebnisse der dritten Befragung vorgestellt.

"Das entscheidende Ereignis für die Entwicklung der Stadt war", urteilen die Experten des DIW, "dass Regierung und Parlament endlich in Berlin angekommen sind." Und das macht sich in der Stimmung deutlich bemerkbar: Anders als vor knapp einem Jahr, als sich fast 75 Prozent der Befragten noch skeptisch bis negativ über die Zukunftsperspektiven äußerten, herrscht nun Optimismus. Die weit überwiegende Mehrzahl der Manager registriert bereits positive Effekte von Regierungsumzug und Konjunkturbelebung und rechnet mit einer deutlichen Verbesserung in den kommenden zwölf Monaten. Kunden und Geschäftspartner seien nun regelmäßig in Berlin erreichbar oder vor Ort ansässig, und an hochqualifizierten Mitarbeitern herrsche kein Mangel: "Es ist viel leichter geworden, Top-Leute nach Berlin zu locken", bekundeten die Manager. Das wirkt sich auf andere Bereiche aus: Nicht nur Handel, Restaurants und die Unterhaltungsszene zeigen sich zufriedener. Auch bei Banken und bei Immobilienmaklern hat sich die höhere Kaufkraft der Zuzügler und der "neuen" Berlin-Besucher schon bemerkbar gemacht. Der Wandel sei nicht zuletzt im Ausland zu spüren: Die zahlreichen Berichte aus und über Berlin haben ihre Wirkung nicht verfehlt, bei den Geschäftspartnern im Ausland, stellten die Führungskräfte fest, gebe es "eine deutlich positive Einschätzung des Wirtschaftsstandortes Berlin".

Doch nicht nur die Stimmung ist besser geworden. Erstmals bemerken die Manager, dass die positiven Effekte der neuen Aktivitäten - von der Biotechnologie über Medien bis hin zur Verkehrstechnik - die negativen Auswirkungen des Strukturwandels bereits überlagerten, auch wenn sich dies wegen der großen Zahl kleinerer Start-up-Betriebe noch nicht unmittelbar in der Wirtschafts- und Beschäftigungsstatistik niederschlage.

Der Politik stellen die Führungskräfte dagegen ein schlechtes Urteil aus. Zwar fällt der Vergleich zu den Standortqualitäten anderer Städte jetzt deutlich positiver aus. In Bezug auf Verwaltung und wirtschaftsnaher Infrastruktur sehen die Manager aber noch großen Nachholbedarf. Sie fordern ein zügigeres Handeln bei Genehmigungen, Planungssicherheit und mehr Flexibilität und bemängeln Bürokratie, Entscheidungsschwäche und Provinzialismus der Berliner Landespolitik. Vor allem fehle es der Verwaltung an Nähe zu den Unternehmen. Insgesamt sei die Liste der Schwächen, die der Landespolitik vorgehalten werden, noch doppelt so lang wie die der Stärken.

chi

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