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Berlin: Döblin-Büste in Friedrichshain gestohlen

Fast 20 Jahre stand die Büste des Schriftstellers Alfred Döblin nahe dem ehemaligen Kino „Kosmos“, nun ist sie weg. Abgesägt.

Fast 20 Jahre stand die Büste des Schriftstellers Alfred Döblin nahe dem ehemaligen Kino „Kosmos“, nun ist sie weg. Abgesägt. Zurückgeblieben ist nur der Sockel nahe dem Frankfurter Tor.

Alfred Döblin, 1878 geboren in Stettin, hat dort einmal gelebt, deshalb wurde die Bronzebüste im Jahr 1992 an der heutigen Karl-Marx-Allee aufgestellt. 45 Zentimeter ist sie nur hoch, sie stammt vom Künstler Siegfried Wehrmeister. Ob sie ersetzt werden kann, sei unklar, heißt es im Bezirksamt, einerseits fehle dem Bezirk das Geld, andererseits sei fraglich, ob von dem Original noch ein Abdruck existiere. Am 8. Juli wurde bei der Polizei Anzeige erstattet.

Der Nervenarzt und Schriftsteller Döblin gehörte zur literarischen Avantgarde der 20er Jahre. Im Alter von zehn Jahren war er mit seiner Mutter nach Berlin gezogen, lebte als Kind laut dem Berlin-Lexikon „Luise“ unweit des Alexanderplatzes. Als Neurologe war er später bis 1913 tätig im Kreuzberger Krankenhaus Am Urban – dort gibt es eine Gedenktafel –, richtete anschließend Wohnung und Praxis in der Frankfurter Allee 194 ein.

Mit „Die Ermordung der Butterblume“ wurde er zum tonangebenden Prosa-Autor des Expressionismus. Werbeslogans, Zeitungsberichte und der Berliner Jargon flossen als Großstadtelemente in seine Prosa ein. Seit 1928 war er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, trat aber im März 1933 im Zuge der Auseinandersetzung um die Gleichschaltung der Akademie mit dem Hinweis auf seine jüdische Abstammung aus. Im Jahr 1929 entstand der Roman „Berlin Alexanderplatz“. Er gilt als Auseinandersetzung Döblins mit der Stadt Berlin, in der er die meiste Zeit seines Lebens verbrachte. Im Jahr 2000 ließ der Senat ein Denkmal an einem zehngeschossigen, 220 Meter hohen Bürogebäude am Alexanderplatz anbringen, in dem heute das Bundesumweltministerium sitzt. Zusammengesetzt ergeben sie ein Zitat aus „Berlin Alexanderplatz“. Darin heißt es unter anderem: „Die Elektrischen fahren über den Platz, die Alexanderstraße herauf durch die Münzstraße zum Rosenthaler Platz … Wiedersehen auf dem Alex, Hundekälte. Nächstes Jahr, 1929, wird es noch kälter.“ Anfang der 30er flüchtete er vor den Nazis ins Ausland, bis in die USA. Nach Kriegsende kehrte er zurück nach Deutschland. 1957, im Alter von 78 Jahren, starb er in Emmendingen nahe Freiburg.

Seit Mai 2003 wird auch in Charlottenburg an Döblin erinnert, mit einer Gedenktafel am Kaiserdamm 28. Es ist das einzige erhaltene Wohnhaus Döblins. In Kreuzberg trägt der Alfred-Döblin-Platz seinen Namen. AG/ddp

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