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Berlin: Döner sind Trumpf

Beim Imbiss-Quartett zählen Preise, Stühle und männliche Verwandtschaft

Die Soße quillt aus dem Fladenbrot, als der grauhaarige Mann seine Zähne hinein rammt. Ein paar Tomatenstücke purzeln auf die Straße, zufrieden malmend schlurft er davon. Ihm kann es egal sein, ob der Besitzer der Dönerbude „Durak“ Brüder hat oder nicht; wie viele Stühle dort stehen oder wie viele Kilometer es von der Potsdamer Straße bis Istanbul sind. Er stillt nur seinen Hunger.

Würde der Mann aber das neue „Döner Berlin Quartett“ spielen, das in drei Wochen auf den Markt kommt, müsste er mit dem Imbiss weit weniger zufrieden sein. Dort hat man mit dem „Durak“Grill eine ziemlich miese Karte gezogen. Brüder: null, Stühle: null, und unter den 32 Berliner Dönerbuden im Spiel sind nur fünf weiter von der türkischen Hauptstadt entfernt.

„Das stimmt doch gar nicht“, sagt Harkan Kurt vom „Durak“. Von wegen null Brüder, der Chef habe tatsächlich drei – „und eine Schwester“, sagt der 32-Jährige. Geöffnet sei der Grill auch nicht bis Mitternacht, wie es im Quartett heißt, sondern bis nachts um zwei Uhr, und mit 1,80 Euro kostet der Döner 50 Cent weniger als im Spiel: „Der ist billiger geworden.“

Die Schwankungen der Berliner Döner-Preise haben die Kartenmacher wohl nicht bedacht. Das mag sich dadurch erklären, dass die Idee drei Mediengestaltern aus Hannover kam, als sie bei einem Berlin-Besuch des Nachts der Hunger packte. Angesichts der beeindruckenden Menge von Dönerimbissen, die bunt plakatiert mit verlockenden Preis-Angeboten werben, haben sie sich wohl ans Quartettspiel erinnert. Da geht es ja auch darum, sich gegenseitig mit Zahlen zu übertrumpfen.

Falls die Spieler übrigens Appetit kriegen – die Imbiss-Adressen sind auf den Karten drauf. Und dann stehen Familienverhältnisse und Öffnungszeiten hinter der einzig wichtigen Döner-Frage zurück: „Mit Soße?“ ase

Preis: 9,90 Euro, Informationen im Internet unter www.die-gestalten.de

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