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Berlin: Dokumente an illegal hier lebende Ausländer für bis zu 3000 Mark pro Stück verkauft

Der Polizei ist gemeinsam mit dem Bundesgrenzschutz nach mehrmonatigen Ermittlungen ein Schlag gegen einen Hehler- und Fälscherring gelungen. Als Kopf des Rings gilt ein 54-jähriger Kroate, der gestern als "Schaltstelle eines florierenden Handels mit ge- und verfälschten Dokumenten" bezeichnet wurde.

Der Polizei ist gemeinsam mit dem Bundesgrenzschutz nach mehrmonatigen Ermittlungen ein Schlag gegen einen Hehler- und Fälscherring gelungen. Als Kopf des Rings gilt ein 54-jähriger Kroate, der gestern als "Schaltstelle eines florierenden Handels mit ge- und verfälschten Dokumenten" bezeichnet wurde.

Dem seit Anfang der 70er Jahre in Deutschland lebenden Mann wird vorgeworfen, in einer bisher nicht bekannten Zahl von Fällen Personaldokumente, Führerscheine, Geburtsurkunden und Fahrzeugpapiere an illegal in Deutschland lebende Ausländer verkauft zu haben. Diese galten dann als legal und durften arbeiten oder erhielten Sozialleistungen. Pro Dokument verlangte der Fälscher zwischen 1500 und 3000 Mark - je nach Aufwand, der bei der Herstellung der Fälschungen notwendig war.

Auf die Spur des Kroaten, der offenbar von den Einkünften seines Fälscherhandwerks gut leben konnte, kam die Polizei durch einen Tip aus der Szene. Gemeinsam mit dem Bundesgrenzschutz wurden im November die Ermittlungen aufgenommen, die sich schließlich gegen 25 Verdächtige richteten. Bereits am vergangenen Mittwoch wurde der mutmaßliche Kopf des Fälscherrings festgenommen. Gleichzeitig wurden in Berlin und Brandenburg 23 Wohnungen durchsucht. Inzwischen erließ ein Richter gegen den Mann und einen Komplizen Haftbefehle.

Bei den Durchsuchungen stießen die Beamten auf über 100 gefälschte Dokumente sowie Blanko-Unterlagen. Drei scharfe Pistolen mit Munition wurden sichergestellt und offenbar gestohlene Unterhaltungselektronik beschlagnahmt. Über die Herkunft der falschen Dokumente hieß es gestern bei der Polizei, sie stammten entweder aus Einbrüchen in Behörden oder sie seien durch Taschendiebstähle in die Hände der Bande gelangt. Die Mehrzahl der 25 Verdächtigen, gegen die sich die Ermittlungen richten, gilt als Zulieferer oder Kuriere. Menschen habe die Bande selbst nicht ins Land geschleust, mit ihren Fälschungen aber den Schleusern in die Hände gearbeitet.

Das Schleusen von Menschen ist nach Einschätzung von Berlins Polizeipräsident Hagen Saberschinsky inzwischen ein wesentlicher Bestandteil der Organisierten Kriminalität. Die Anzahl der Verfahren sei von 253 im Jahr 1998 auf mehr als 600 im vergangenen Jahr gestiegen. Die Schleuserszene bediene sich immer raffinierterer Methoden. Geschleust werde heute auf dem Land-, Wasser- und Luftweg sowie über die "grüne Grenze", als getarnte Fußballmannschaft oder Geschäftsreisende. Als Transportmittel dienten auch umgebaute Tanklastzüge oder Binnenschiffe.

Um die Schleuserkriminalität wirkungsvoller bekämpfen zu können, vereinbarten Polizei und Bundesgrenzschutz gestern die Einrichtung einer "Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Schleuser". In dieser Arbeitsgruppe sind knapp 60 Mitarbeiter beider Behörden tätig.

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