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Berlin: Donnernde Botschaft

Schweizer Kampfjets flogen viel zu tief über das Regierungsviertel

Der Ausflug der Kampfflieger war als letzter Gruß an die Schweizer Botschaft gedacht. Vielen Berlinern aber jagte das Geschwader vor allem einen gehörigen Schrecken ein. Mit rund 500 Stundenkilometern jagte die Schweizer Kunstflugstaffel Patrouille Suisse am Montagvormittag über Berlin: von der gestern zu Ende gegangenen Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) in Schönefeld über Tempelhof, das Regierungsviertel nach Tegel und dann aus der Stadt hinaus. „Alle Sicherheitsanforderungen wurden eingehalten“, sagt Jörg Nußbaum von der Schweizer Luftwaffe. Die sechs Kampfjets des Typs F5 seien „300 bis 500 Meter über dem Boden“ geflogen.

„Die waren zu tief“, sagt dagegen Norbert Oswald, Leiter der Towerkontrolle der Deutschen Flugsicherung in Berlin. Die Mindestflughöhe liege bei etwa 800 Metern, die Aufzeichnungen der DFS beweisen, dass die Schweizer Maschinen 500 Meter oder noch niedriger flogen – und zwar bei ihren ein oder zwei Kreisen direkt über Kanzleramt und Schweizer Botschaft. Die DFS wird den Verstoß an das Luftfahrtbundesamt melden, das den Vorfall ahnden werde. Der Staffelkapitän sei vor dem Start auf die Mindestflughöhe hingewiesen worden, sagte Oswald.

Bei der ILA galt Patrouille Suisse mit ihren Kunststücken und Rauchfahnen als Publikumsliebling. Seit 40 Jahren stellt die Jet-Kunstflugstaffel die Visitenkarte der Schweizer Armee dar. Am Wochenende war die Besatzung zu einem Empfang in der Schweizer Botschaft geladen. Die Idee der Flieger, nach der ILA für den Botschafter einen Abschiedsgruß zu fliegen, sei bei diesem aber „eher auf Abneigung gestoßen“, hieß es gestern aus der Botschaft. Denn bereits vor zwei Jahren hatte es Ärger gegeben, nachdem sich die Patrouille Suisse ähnlich spektakulär aus der Stadt verabschiedet hatte. Trotzdem habe die Flugsicherung in diesem Jahr angefragt, ob die Staffel wieder eine Abschiedsrunde drehen möchte. „Da haben sich die Piloten nicht gewehrt“, sagt Nußbaum. In anderen europäischen Städten sei der rituelle Abschiedsgruß „kein Thema“. Gegen 10.15 Uhr erreichte das Geschwader am Montag Mitte. Erschreckte Spaziergänger zogen den Kopf ein, andere hielten sich die Ohren zu.

Bei der Botschaft herrschte kurz danach noch gute Laune. „Die sechs Kampfflieger wollten uns auf dem Rückflug nochmal winken“, sagte eine Sprecherin. Am Nachmittag gab sich Verteidigungsattaché Daniel Bader eher einsilbig. Ob der Botschafter anwesend war? Ob er sich über die Ehrerbietung gefreut habe? Kein Kommentar. „Rufen Sie die Schweizer Luftwaffe an“, sagte Bader. kf/Ha

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