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Berlin: Doppelte Freude

Nicht schon wieder, denken die Fahrgäste in der U- und S-Bahn. Da kommt schon der bekannte Typ mit der weinerlichen Stimme, der uns ein Straßenmagazin verkaufen will.

Nicht schon wieder, denken die Fahrgäste in der U- und S-Bahn. Da kommt schon der bekannte Typ mit der weinerlichen Stimme, der uns ein Straßenmagazin verkaufen will. Oder diese Frau, die uns seit Jahr und Tag erzählt, dass sie obdachlos ist und etwas Kleingeld braucht. Oder diese Musiker, die uns und ihre Instrumente von Station zu Station mehr quälen als unterhalten und dann die Hand aufhalten. Wir Berliner, ob hart- oder warmherzig, kennen die meist freundlichen Quälgeister und die Erfahrung zeigt, dass sie für ihre Ansagen nicht allzu reichlich belohnt werden. Das Geld sitzt bei den meisten Fahrgästen nun mal nicht locker. Viele schalten auf stur, wenn um eine kleine Gabe gebeten wird.

In diesen Tagen aber stellen wir fest, dass der Typ mit der weinerlichen Stimme, die obdachlose Frau und die Musiker ein wirklich dankbares Publikum haben. Sie verkaufen Magazine, sie scheffeln Münzen und ihre Musik wird unter Bravo- und Zugaberufen beklatscht. Wie schön, dass so viele Touristen in der Stadt sind. Die Berlin-Besucher freuen sich über das bunte Berlin und wir Berliner sind froh, dass wir zu Ostern ein paar Tage in Ruhe gelassen werden.

Christian van Lessen

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