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Berlin: Drei Männer mit Schere getötet

26-Jähriger wegen Bluttat in Neukölln vor Gericht Angeklagter fiel in seiner Kindheit als aggressiv auf

An einen Mann mit Maske könne er sich erinnern, sagte Patrick M. vor Gericht. „Aber ich erkenne dahinter nicht mein Gesicht“, erklärte er mit ruhiger Stimme. Drei Männer hat er nach Überzeugung der Ermittler im vorigen Sommer getötet. Schier unglaublich war die Gewalt, mit der er plötzlich über seine Opfer herfiel. Da stand der 26-jährige M., der bereits in seiner Kindheit als aggressiv auffiel, unter Bewährung und unter Betreuung. „Man hätte ihn früher aus dem Verkehr ziehen müssen“, sagte sein Verteidiger am Montag am Rande des Prozesses wegen dreifachen Totschlags.

Als Patrick M. in der Nacht zum 9. Juli durch Britz lief, war er über und über mit Blut verschmiert. „Ich bin zur Tankstelle, wollte ein Bier“, erinnerte er sich vor Gericht. Die Kassiererin vom Nachtschalter sagte, er habe ausgesehen, „als ob er gerade vom Schlachter käme“. In bester Trinklaune soll M. nach Hause gegangen sein. Da bemerkten Anwohner im Bruno-Taut-Ring 15a eine Blutspur, die zu zwei Leichen führte.

Wohnungsinhaber Jürgen Sch., 61, und Fritz P., 50, wurden entsetzlich malträtiert. Patrick M. soll nach gemeinsamer Zecherei „unvermittelt und ohne rechtfertigenden Grund“ massiv zugeschlagen, mit einer Schere immer wieder zugestochen und seine Opfer regelrecht niedergetreten haben. Einen Tag später wurde in einer anderen Wohnung im Bruno-Taut-Ring die Leiche eines vermutlich bereits knapp drei Wochen zuvor getöteten Mannes gefunden: Maik S., 35 Jahre und wie die beiden anderen Opfer ein Trinker. Auch er war durch Tritte, Schläge sowie Stiche mit einer Schere barbarisch zugerichtet worden.

„Maik S. war ein guter Freund von mir“, hauchte Patrick M. nun. „Offen, höflich, zuvorkommend, ich kam gut mit ihm und auch den anderen beiden Männern klar.“ S. sei ein Nachbar seines Vaters gewesen. „Wir haben an dem Abend Bier getrunken, geredet und Schach gespielt.“ Das war laut Ermittlungen in der Nacht zum 18. Juni. „Auf einmal habe ich ihn nur blutig gesehen“, sagte Patrick M. Er habe „einen mit Maske“ vor sich gesehen, nicht aber sich selbst. „Ich kann nicht sagen, warum und wie es geschah“, erklärte er. So sei es auch bei den anderen Opfern gewesen. „Wenn ich es war, möchte ich mich aufrichtig entschuldigen.“

„Gab es einen Grund, irgendein Motiv, das eine Erklärung liefern könnte?“ wurde Patrick M. mehrfach gefragt. Er zuckte mit der Schulter. „Nein, überhaupt nicht.“ Aggressivität zieht sich seit seiner Kindheit durch sein Leben. „Aber ich weiß nicht, wo das herkommt“, sagte der Beschuldigte, dessen Ausraster in den vergangenen Jahren an Brutalität zugenommen hatten. Im Herbst 2007 wurde er nach einem Angriff zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Im April 2009 schlug er seinen Vater, drei Monate später verprügelte er an einem Imbiss grundlos zwei Männer, im Oktober 2009 drosch er einem Mann eine Bierflasche ins Gesicht. Patrick M. blieb frei.

Er ist mit Schlägen aufgewachsen und wurde bereits als Kind von Psychologen als „ständig angespannt, ängstlich und aggressiv“ beschrieben. Er ging mit einem Stein auf Mitschüler los, wuchs in Heimen auf, war mehrfach in der Psychiatrie. Sein Mandant sei eine „tickende Zeitbombe“, sagte der Verteidiger. Bei den Gewalttaten war Patrick M. laut Gutachten vermutlich schuldunfähig. Er soll seit etwa fünf Jahren an Schizophrenie leiden und wird wohl auf Dauer in die geschlossene Gefängnispsychiatrie kommen. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

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