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Berlin: DRK: Das Deutsche Rote Kreuz steht vor neuen, schweren Finanzproblemen

Die Finanzprobleme des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin spitzen sich wegen grober geschäftlicher Fehler immer mehr zu. Gestern stellte der Landesverband einen Insolvenzantrag mit dem Ziel, die angeschlagene Wohlfahrtsorganisation "dauerhaft zu sanieren.

Die Finanzprobleme des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin spitzen sich wegen grober geschäftlicher Fehler immer mehr zu. Gestern stellte der Landesverband einen Insolvenzantrag mit dem Ziel, die angeschlagene Wohlfahrtsorganisation "dauerhaft zu sanieren."

Dies ist bereits der zweite Sanierungsversuch, denn schon Ende Mai vergangenen Jahres hatte der Landesverband gemeldet, man habe rund 90 Millionen Mark Schulden angehäuft, könne die Gehälter der hauptamtlichen DRK-Angestellten nicht mehr zahlen und müsse deshalb einschneidende Initiativen ergreifen, um der drohenden Pleite zu entgehen. Ein erster Schritt war die Entlassung des bisherigen Geschäftsführers Udo Pecher wegen "Missmanagements". Sein Nachfolger, Diplomvolkswirt Jost Brockmann, setzte zusammen mit der Unternehmensberatung "Ernst & Young" ein Sanierungskonzept durch, in dessen Rahmen bis zum 1. April 2001 rund 400 von einst mehr als 1000 hauptamtlichen Mitarbeitern entlassen wurden und verkündete zum Jahreswechsel, bis Ende 2002 werde das DRK keine "durch Eigenkapital ungedeckten Fehlbeträge mehr produzieren."

Bei all diesen Aktivitäten wurde aber offenbar ein herber Management-Fehler übersehen, den das DRK gestern Nachmittag eingestand: Es teilte mit, man könne auch für die zusätzliche Altersversorgung von 1700 ehemaligen Mitarbeitern kaum mehr aufkommen. Seit knapp dreißig Jahren habe der Landesverband dafür keine ausreichenden Rücklagen gebildet. Außerdem sei versäumt worden, das Deckungskapital verzinslich anzulegen oder in eine Versicherung einzuzahlen.

Aus diesen Gründen müssten die verbliebenen 650 Mitarbeiter des Landesverbandes die Zusatzrenten für 1700 Mitarbeiter erwirtschaften, die in den vergangenen Jahrzehnten in Rente gingen. Das sei aber unmöglich.

Angesichts dieser Situation dürfte es erneut Probleme mit den Banken geben, für deren Kredite in Höhe von rund 32 Millionen Mark der Landesverband jährlich etwa 3,4 Millionen Mark zahlt.

Der neue Geschäftsführer hatte die Banker im vergangenen Jahr mit seinem Sanierungskonzept beruhigt, das außer Entlassungen auch zahlreiche Immobilienverkäufe vorsieht. Darüber hinaus wurden verschiedene defizitäre Sozialdienste aufgegeben, beispielsweise eine Familienberatungsstelle in Steglitz sowie verschiedene Flüchtlingsheime. Die verbleibenden hauptamtlichen Einrichtungen wie Kitas oder sozialpsychiatrische Dienste verwandelte der neue Chef nach und nach in eigenständig wirtschaftende Betriebe. Das soll ihre Effizienz steigern.

Nach Darstellung des Roten Kreuzes entstanden seine Geldprobleme nicht alleine durch ein fehlerhaftes Management, sondern auch durch die sinkenden Pflegebeiträge des Staates und der Pflegekassen. Außerdem sei der Blutspendedienst durch die wachsende Konkurrenz privater Plasmafirmen immer verlustreicher geworden.

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