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Berlin: DRK-Skandal weitet sich aus

Anzeige gegen Kassenärzte-Vereinigung

Ein früherer Arzt einer Klinik des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat zwei leitende Angestellte der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wegen Beihilfe zum Betrug durch Unterlassen angezeigt. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft. Die zwei Mitarbeiter gehören laut KV aber nicht dem Vorstand der Institution an, es handelt sich jedoch um einen Abteilungsleiter und seine Stellvertreterin. Die KV ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts und regelt Honorare und Zulassungen niedergelassener Ärzte. Der Mediziner wirft den KV-Mitarbeitern laut Staatsanwaltschaft vor, bereits seit Jahren über unlautere Abrechnungen in den Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) der DRK-Kliniken informiert gewesen zu sein. Der Abteilungsleiter und seine Vertreterin sind einer KV-Sprecherin zufolge von den Behörden noch nicht über die Anzeigen informiert worden. Zu den Vorwürfen könne man derzeit nichts sagen.

Hintergrund ist der DRK-Abrechnungsskandal, der vergangenen Juni mit einer Großrazzia in Berliner Kliniken der Kette begonnen hatte. Seit 2009 ist vor allem gegen frühere Geschäftsführer und einen Radiologie-Chefarzt wegen banden- und gewerbsmäßigen Abrechnungsbetrugs ermittelt worden. Der Vorwurf: Jahrelang seien Abrechnungen von Angiografien – Röntgenverfahren, bei denen Kontrastmittel in die Blutbahn gespritzt werden – von Fachärzten unterschrieben worden, obwohl sie die Eingriffe an Assistenzärzte delegiert haben sollen. Der anzeigende Arzt, seinerzeit Radiologe im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) der DRK-Klinik in Wedding, habe der KV mehrfach davon berichtet, ohne dass etwas passiert sei. Die neue Geschäftsführung der DRK-Kliniken, die im Sommer 2010 eingesetzt worden war, hat der KV inzwischen elf Millionen Euro erstattet. Dies soll ein Teil des durch falsche Abrechnungen entstandenen Schadens sein. In Berlin sind rund 27 000 Ärzte zugelassen.Hannes Heine

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