zum Hauptinhalt
Die Polizei informiert Besucher des Görlitzer Parks mit Handzetteln.

© dpa

Drogen, Kreuzberg und die Polizei: Dealer im Görlitzer Park, Falschparker in Berlin - mehr Flugblätter bitte!

Statt Menschen im Görlitzer Park zu beschützen, verteilt die Polizei Flugblätter und fordert künftige Opfer auf, sich nicht gegen Räuber zu wehren. Harald Martenstein kommt als bekennendem Falschparker da eine Idee.

Am und im Görlitzer Park zu Kreuzberg gibt es ziemlich viel Kriminalität. Sie geht hauptsächlich von Dealern aus. Was könnte man tun? Eine Möglichkeit bestünde darin, Haschisch und Marihuana zu legalisieren, damit fiele für die Dealer der größte Teil des Geschäftes weg und sie müssten beruflich neu nachdenken. Haschisch ist für die Gesundheit ungefährlicher als Alkohol oder Zigaretten, darüber herrscht unter Medizinern weitgehend Einigkeit. De facto ist diese Droge sogar bereits legal, wer in Berlin kleine Mengen zum Eigengebrauch erwirbt, hat strafrechtlich nichts zu befürchten.

Aber zur Legalisierung müsste natürlich ein Bundesgesetz her, und es müsste eine voraussichtlich sehr kontroverse Debatte geführt werden. Jemand müsste den Mut haben, diese Debatte zu beginnen. Das müssten die Grünen sein, im Bund, nicht nur in Kreuzberg. Die Legalisierung steht immerhin in ihrem Programm, und auf diesem Weg könnten die Grünen auch etwas gegen ihren Ruf als Verbieterpartei tun. Aber auf kontroverse Diskussionen hat in der Welt der Politik zur Zeit niemand Lust.

Die Berliner Polizei verteilt jetzt am Görlitzer Park Flugblätter, auf denen vor den Kriminellen gewarnt wird. Eigentlich rechnet man ja eher damit, dass die Polizei etwas gegen Kriminelle tut – aber nein, sie verteilt Flugblätter an potenzielle Opfer. Auf den Flugblättern steht, dass man sich gegen Räuber auf keinen Fall wehren soll, man soll ihnen geben, was sie verlangen. Wenn man sich wehrt oder nicht gleich spurt, werden die Räuber richtig sauer. Und weil die Polizei nicht die Mittel oder nicht die Absicht hat, Überfallenen zu Hilfe zu kommen, kann das böse enden. Am klügsten ist es natürlich, den Park gar nicht erst zu besuchen.

Dem gewohnheitsmäßigen Falschparker kommt hier eine Idee

Als gewohnheitsmäßiger Falschparker frage ich mich, warum sie bei mir diese Methode nicht anwenden. Warum verteilen sie nicht Flugblätter an die Anwohner, auf denen steht, dass ich parken darf, wo ich will, vor jeder Ausfahrt? Sonst würde ich richtig sauer werden? Weil wir Falschparker zu lieb sind. Wir tun keinem was. Wenn alle Falschparker ab morgen mit Pistolen, Messern oder Knüppeln auf die Kontrolleure losgehen, wird Berlin das Paradies der Falschparker. Wir sind einfach zu lieb.

Der Tagesspiegel zitiert einen Imbiss-Verkäufer, der am Park Hähnchen brät. Er sagt, die Polizei habe Angst vor den Dealern. Dann frage ich mich, warum sie in Kreuzberg keinen runden Tisch veranstalten, wo Polizisten und Dealer sich kennenlernen, in Ruhe über ihre Probleme reden, sich an den Händen fassen und gemeinsam singen. Dann müssten die Polizisten wenigstens nicht mehr so viel Angst haben. Und, wer weiß, vielleicht verteilen Dealer und Polizisten am Ende die Flugblätter sogar gemeinsam.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false