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Berlin: Drogenschmuggel: 300 Kilo Kokain in Umzugskartons verwahrt

Brasilianische Hells Angels, Schmuggelschiffe in exotischen Häfen und Kokain für 50 Millionen Mark - der Prozess der am Mittwoch vor dem Landgericht begann, beinhaltet alles, was man für einen Thriller benötigt. Angeklagt ist Friedhelm K.

Brasilianische Hells Angels, Schmuggelschiffe in exotischen Häfen und Kokain für 50 Millionen Mark - der Prozess der am Mittwoch vor dem Landgericht begann, beinhaltet alles, was man für einen Thriller benötigt. Angeklagt ist Friedhelm K., ein 41-jähriger Bauunternehmer, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, mit mehreren Mittätern aus dem Rockermilieu, den Schmuggel von einer Tonne Kokain auf dem Seeweg von Südamerika über die Antilleninsel Curacao nach Portugal und von dort nach Berlin organisiert zu haben.

Dreihundert Kilo reinstes Kokain hatte der alleinerziehende Vater einer Tochter in seinem Berliner Büro aufbewahrt. Das in Plastikbeutel gewickelte Kokain hatte er bei seiner Verhaftung in Umzugskartons in seinem Büro stehen. Davor hatte er das Rauschgift mit einem Marktwert von mehreren Millionen Mark, eine Woche lang in seinem Lieferwagen gelagert, den er auf der Straße abgestellt hatte. Als er am 27. August dem Betreiber eines Reisebüros im nordrhein-westfälischen Minden, zwei Kilo der Droge für insgesamt 110 000 Mark verkaufte, flog Friedhelm K. auf, weil die Polizei seinen als Dealer verdächtigten Abnehmer bereits observierte und unmittelbar nach dem Geschäft festnahm.

"Es hat sich alles so zugetragen, wie es in der Anklage steht", gestand Friedhelm K. beim Prozessauftakt am Mittwoch. Er habe 30 000 Mark Schulden bei einem Freund gehabt. Als dieser das Geld Ende 1998 zurückgefordert habe und er nicht zahlen konnte, habe sein Freund ihm das Schmuggelgeschäft vorgeschlagen, um seine Schulden abzugelten. Darüber hinaus sollte er noch 250 000 Mark aus dem Verkaufserlös erhalten.

"Ich habe erst einmal zugesagt, um Zeit zu gewinnen. Habe das alles nicht ernst genommen", sagte K. Im Juli vergangenen Jahres bekam er dann Besuch von einem "Charles", der einer Sektion der Hells Angels in Brasilien angehören soll. Der Mann habe ihm gedroht: "Falls etwas schief geht, weißt du was geschieht... " Außerdem sei ihm zu verstehen gegeben worden, dass man seiner Tochter etwas antun würde.

Mittlerweile hatten zwei andere Männer, die polizeilichen Erkenntnissen zufolge den niederländischen Hells Angels angehören sollen, das Kokain im Hafen von Wilhelmstadt auf Curacao übernommen und mit dem Frachtschiff "Reine Vaering" nach Portugal gebracht, wo sie am 30. Juli im Hafen von Aveiro ankamen.

Dort soll Friedhelm K. 300 Kilo Kokain auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums übernommen haben. Mit dem Transport beauftragte er zwei Angestellte seiner Baufirma. Eingeweiht hat er sie nicht: Im Glauben, einen Umzug durchzuführen, brachten die beiden Männer das Rauschgift nach Berlin.

Kurz nachdem Friedhelm K. festgenommen worden war, konnte die portugiesische Polizei die beiden Schmuggler von der "Reine Vaering" mit einem Rest des Kokains stellen. Gegen sie und gegen andere Mittäter werden gesonderte Verfahren geführt. Der Mitangeklagte von Friedhelm K. hatte sich am 7. November vergangenen Jahres in der Untersuchungshaft mit seinem Harley-Davidson-Gürtel erhängt.

Das Urteil wird voraussichtlich am kommenden Montag erwartet.

mura

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