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Berlin: Durch Böller erblindet – Schütze vor Gericht

Der 25-jährige Ronny G. bekam vor einem Jahr eine Rakete ins Auge

Die Silvesternacht steht bevor, und Ronny G. würde am liebsten wegrennen. Weg von der Knallerei, weg von den schmerzlichen Erinnerungen. „Vielleicht verkrieche ich mich mit meiner Familie in der Wohnung“, sagt der 25Jährige. Durch eine Silvesterrakete ist er vor einem Jahr auf dem linken Auge erblindet – weil ein zwei Jahre jüngerer Mann unsachgemäß mit dem Feuerwerkskörper umgegangen sein soll. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung erhoben, teilte Justizsprecher Michael Grunwald gestern mit.

Es geschah kurz nach Mitternacht in der Eisenacher Straße in Hellersdorf. Ronny G. war gerade dabei, seiner Schwester alles Gute zu wünschen. Da soll Dachdecker Dennis B. eine Rakete in die Hand genommen haben, weil sie nicht zündete – ohne sich zu vergewissern, ob die Zündschnur tatsächlich erloschen war. Als er sich in Richtung umstehender Personen drehte, soll die Rakete losgegangen sein. Sie traf Ronny ins linke Auge.

Dennis B., der damals mit zwei Freunden unterwegs war, stand etwa zehn Meter von G. entfernt. Er wurde von Verwandten des Verletzten sofort festgehalten. Bislang aber soll er die Vorwürfe bestritten haben, und seine Kumpels wollen nichts gesehen haben. „Bis heute kam keine Entschuldigung“, sagt Ronny G., der in der Unglücksnacht mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn auf der Straße war. Er sei auf Sicherheit bedacht gewesen. „Alle anderen haben ihre Raketen aus Flaschen gezündet“, erinnert sich der Verkäufer.

Rund 500 Personen mussten nach Angaben der Berliner Feuerwehr in der Silvesternacht des Vorjahres wegen Verletzungen durch Feuerwerkskörper ärztlich versorgt werden. Ronny G. lag zwei Wochen im Krankenhaus. Seine Sehkraft auf dem linken Auge aber war nicht mehr zu retten. Der mutmaßliche Raketen- Schütze muss sich demnächst vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten. Ihm droht eine Geldstrafe oder eine Haftstrafe bis zu drei Jahren. K. G.

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