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Berlin: Durchbruch für die Karnevalskultur

Frohsinn-Expertin und Senatorin Schubert zieht Umzugs-Bilanz

Karneval ist für sich genommen nichts Schlimmes – mit dieser Versicherung muss die Justizsenatorin und Landeskarnevalbeauftragte Karin Schubert ihre Senatskollegen immer wieder beruhigen. Und doch reagierten die Senatoren auf den großen Publikumserfolg des diesjährigen Umzuges mit „ungläubigem Staunen“, erzählt Schubert, die Schirmherrin der 25 Berliner Karnevalsvereine. Ähnlich erschrocken war die Reaktion der SchlipsträgerFraktion im Abgeordnetenhaus, als Helau-Aktivistin Schubert zur Weiberfastnacht die Schere schwang. Ab heute wird Schubert für alles büßen. Bis Karfreitag will sie ohne Alkohol und Fleisch auskommen.

Der Berliner Karneval hat kaum Vergangenheit, aber eine große Zukunft. Um für diese These zu werben, lud Frau Schubert einige Journalisten in ihr Amtszimmer. Gekommen waren auch Mittes Bürgermeister Joachim Zeller, ein „antrainierter“ Jeck, und Berufs-Rheinländer Harald Grunert, Karnevalsprinz a.D. und Veranstalter des Umzugs. Mit ernstem Habitus und ohne Kostümierung erklärte das Dreigestirn den Berliner Karneval zu einem „riesigen Familienfest“.

Beim Umzug am Sonntag waren 65 Festwagen unterwegs gewesen. 117 Gruppen mit 3000 Leuten machten mit. Rund 800000 Menschen sahen sich das Spektakel an. Vergleiche mit Köln oder Mainz seien aufgrund fehlender Tradition falsch. Der Berliner Karneval habe seinen „eigenen Charakter“, sagte Grunert. Zum Beispiel bückt man sich an der Spree nach jedem einzelnen Bonbon. In Köln würden nur noch große Pralinenschachteln aufgefangen. Die karnevalistische Basis sei in Berlin geschaffen – nun müsse man noch Qualität draufsetzen, sagen die Frohsinn-Experten. Der Zug müsse größer und politischer werden. Es fehlen Musikkapellen, eigenes Liedgut, Pappmaschee-Figuren, berittene Narren und genügend Imbiss-Stände. loy

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