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Berlin: Durchzug im Bahnhof

Intercity-Fahrer bremste zu spät, weil der Halt in Spandau im Computer nicht gespeichert war

Der vorgesehene Halt in Spandau war im Bordcomputer nicht programmiert. So fuhr der Intercity 2644 am Sonntag zwar planmäßig um 16.25 Uhr in den Bahnhof ein, doch dann rauschte der Zug an den wartenden Fahrgästen vorbei – erst einige hundert Meter nach dem Bahnhof kam der Zug zum Stehen; der Zugführer hatte bei der Durchfahrt mit etwa 100 Stundenkilometern bemerkt, dass der IC auf den Anzeigetafeln angekündigt war und dann erst gebremst.

Warum der vorgesehene Halt nicht im elektronischen Fahrplan des Zuges gespeichert war, sei noch ungeklärt, sagte Bahnsprecher Holger Auferkamp. Der Fahrplan wird in Frankfurt zentral erstellt. Die Zugführer erhalten eine Speicherkarte, mit der die Daten in das Computersystem von Lok oder Triebwagen eingespeist werden. Am Sonntag fand eine Fahrplananpassung statt. Ob der Halt dabei vergessen oder durch einen technischen Fehler nicht in den Bordcomputer überspielt wurde, werde geprüft.

Aufgrund neuer Fahrdienstvorschriften stoppte auch kein rotes Ausfahrtsignal den Zug im Bahnhof. Erst der Zugführer brachte den IC zwei bis drei Zuglängen hinter der Station zum Stehen. Die Spandauer Fahrgäste konnte der Zug dennoch nicht mitnehmen. Die Betriebszentrale der Bahn entschied sich für eine Weiterfahrt, weil ein Zurücksetzen auch bei nachfolgenden Zügen zu Verspätungen geführt hätte. Für die wartenden Fahrgäste gab es zudem mit den wenig später eintreffenden ICEs nach Hannover-Amsterdam und nach Köln Alternativen. Wer mit dem IC2644 nach Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg oder Düsseldorf wollte, musste umsteigen.

Kritik übten auch Reisende, die am Sonntag mit einem ICE von Düsseldorf und Hamm nach Berlin fuhren. Viele Toiletten seien unbenutzbar gewesen. Trotz 135-minütiger Verspätung habe es keinerlei Hinweise gegeben. Allein zwischen Spandau und Zoo habe der Zug noch dreimal auf freier Strecke gestoppt.

An der jüngsten Pannenserie der Bahn in Berlin kritisiert der Landesvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Jürgen Czarnetzki, vor allem das Verhalten der Bahn. So hätten die Fahrgäste des kürzlich zwischen Heerstraße und Spandau liegen gebliebenen ICE nicht stundenlang auf die Abschlepplok aus Rummelsburg warten müssen, sagte Czarnetzki. Eine entsprechende Lokomotive stehe auch im nahen Wustermark bereit. Doch die gehöre der Konzernschwester DB Cargo und koste extra. Auch die Kulanzzahlungen der Bahn von in der Regel 25 Euro bei einstündigen Verspätungen würden sich zum 1. Oktober drastisch verringern, klagt Czarnetzki. Dann hätten die Fahrgäste zwar einen Rechtsanspruch, doch sehe das neue Gesetz nur noch zehn Euro vor.

Rainer W. During

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