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Berlin: Dussmann droht Entzug der Genehmigung für den Spätverkauf

BERLIN .Das Kulturkaufhaus Dussmann an der Friedrichstraße muß mit einer kritischen Prüfung seines Spätverkaufs bis 22 Uhr rechnen.

BERLIN .Das Kulturkaufhaus Dussmann an der Friedrichstraße muß mit einer kritischen Prüfung seines Spätverkaufs bis 22 Uhr rechnen.Die Genehmigung läuft im Februar aus, eine Verlängerung ist fraglich.Nach Informationen aus Mitarbeiterkreisen hat Unternehmer Peter Dussmann nahezu alle 40 Vollzeitbeschäftigte zu Führungskräften ernannt, um den Sonderregelungen am Abend zu genügen.Kaum jemand habe aber wirklich Leitungsfunktionen.Der für den Ladenschluß zuständige Referatsleiter Walter Weise von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales hegt "Zweifel, daß es sich um leitende Angestellte handelt".Man werde die Genehmigung "auf jeden Fall neu prüfen" und vorliegende Beschwerden berücksichtigen.

Der im März eingeführte Spätverkauf von Montag bis Sonnabend bringt dem Kulturkaufhaus nach eigenen Angaben bis zu 30 Prozent mehr Umsatz.Als einziges Kaufhaus nutzt Dussmann einen rechtlichen Trick.Weil nach 20 Uhr nur Ladeninhaber, Familienangehörige oder leitende Mitarbeiter verkaufen dürfen, wurden die Angestellten zu Prokuristen ernannt.Im Genehmigungsantrag war von 20 bis 25 Beförderungen die Rede.Nach Mitarbeiterangaben blieben aber nur 60 Teilzeitkräfte und "höchstens zwei oder drei" der 40 Vollzeitkräfte ausgenommen.Nicht alle Beförderten seien erfreut, da dies die Spätarbeits-Pflicht und den Verzicht auf Arbeitnehmerrechte bedeute.Kaufhausleiter Hartwig Schulte-Loh lehnte Auskünfte zur Zahl der Prokuristen ab.Er sagte nur, es gebe noch einfache Angestellte.

Die Gewerkschaften DAG und HBV sprechen von "Schein-Prokuristen".Laut Roland Tremper von der DAG betragen die Grundgehälter rund 3000 Mark.Das entspreche "eher dem Tarifgehalt einer Verkäuferin" (3304 Mark).Dussmann zahlt auch eine Umsatzbeteiligung für die Zeit von 20 bis 22 Uhr.Dem Vernehmen nach wird sie aber mit dem Weihnachtsgeld verrechnet und ergibt so nur 300 Mark pro Kopf und Monat.

Unklar ist, ob sich Gesundheits- und Sozialsenatorin Beate Hübner (CDU) bei der Verlängerung der Ausnahmegenehmigung für Dussmann über die Bedenken ihrer Beamten hinwegsetzen wird - schließlich gilt sie als Vorkämpferin für lange Verkaufszeiten und plant eine Bundesratsinitiative zu deren völliger Freigabe von Montag bis Sonnabend.Nur am Sonntag soll es bei wenigen Ausnahmen (etwa für Bäcker) bleiben.

Das Kulturkaufhaus will dennoch den Sonntagsverkauf beantragen und dies durch den Status als "Bahnhofsgeschäft" genehmigt bekommen.Doch der Sprecher von Senatorin Hübner, Christoph Abele, sieht "keine Chance" dafür; der Bahnhof Friedrichstraße sei mehr als 100 Meter entfernt.Auch die Bahn winkt ab.Dussmann-Manager hätten angefragt, ob eine Einbeziehung in den Bahnhofsbetrieb möglich sei.Aber, so Sprecherin Marlene Schwarz: "Wir sehen keine Möglichkeit."

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