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Berlin: Dustin Hoffmans verpasste Liebe, Elton Johns Appell gegen Krieg Sehr persönliche Danksagungen bei der Goldenen Kamera

Berlinale-Preisträger aufgepasst: Bei Danksagungen für Preise reicht es nicht mehr aus, seiner Mama zu danken dafür, dass man auf der Welt ist. Eine Botschaft muss her, mindestens eine anrührende persönliche Geschichte.

Berlinale-Preisträger aufgepasst: Bei Danksagungen für Preise reicht es nicht mehr aus, seiner Mama zu danken dafür, dass man auf der Welt ist. Eine Botschaft muss her, mindestens eine anrührende persönliche Geschichte. Die Stars der Goldenen Kamera haben in dieser Hinsicht hohe Standards gesetzt. Die anspruchsvollste Rede hielt Lebenswerkpreisträger Dustin Hoffmann und rührte damit nicht nur Boris Becker fast zu Tränen. Er rezitierte Rilke-Passagen über Liebe, Einsamkeit und Kunst. Den Tennisspieler verehre er, weil er jeden Punkt so gespielt habe, als sei es der einzige. Dabei ahmte er eine typische Geste nach, Daumen über die Unterlippe: „Damit kriegt man alle Mädchen. Nur bei mir hat es nie funktioniert.“

Geraldine Chaplin, die von Dreharbeiten für die Thornton-Wilder-Verfilmung „The Bridge of San Luis Rey“ aus Spanien eingeflogen kam, um die Laudatio auf Dustin Hoffman zu halten, verriet auf der anschließenden Party, wie er zu solch schwer nachvollziehbaren Eindrücken gekommen sein könnte. Sie habe sich gar nicht erinnern können, Dustin Hoffman, den sie in ihrer Ansprache „einen Meister, einen Magier und meinen liebsten Schauspieler“ nannte, schon mal getroffen zu haben. Er hatte eine andere Erinnerung, die er ihr vor der Gala offenbarte: Bei den Dreharbeiten zu „Die Reifeprüfung“ saß sie in der Paramount Cafeteria am Nebentisch. Er schaute sie ununterbrochen an und hätte sie am liebsten geheiratet. Sie aber guckte einfach nicht zurück, sondern drehte immer den Kopf weg. Die Schauspielerin nahm die späte Offenbarung mit einem charmanten Lachen: „Was hätten wir für schöne Kinder haben können!“

Laudatoren haben es wirklich nicht immer leicht, auch Familien-Ministerin Renate Schmidt nicht. „Wenn man einem vierjährigen Kind einen Fernseher ins Zimmer stellt, grenzt das an Körperverletzung“, sagte sie noch pädagogisch streng korrekt, um dann mit Sandra Maischberger ausgerechnet dem Team der von den Hörzu-Lesern zur besten deutschen TV-Serie gewählten Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ eine Goldene Kamera zu überreichen. Der Kunstmäzen Heinz Berggruen bekannte in seiner Laudatio auf Salma Hayek, dass er vor Jahrzehnten sehr in die mexikanische Malerin Frida Kahlo verliebt war und bedauert, dass er kein Bild von ihr besitzt. Salma Hayek, die lange um die Kahlo-Rolle gekämpft hatte, bedankte sich mit Großherzigkeit. Sie rief der als beste Nachwuchs-Schauspielerin ausgezeichneten Anneke Kim Sarnau zu: „Sie haben einen neuen Fan.“

Eine höchst charmante Danksagung präsentierte, wie nicht anders zu erwarten war, Hugh Grant. Er erzählte, wie er sich als kleiner 13-jähriger Junge in Paris zum ersten Mal verliebt hat: in eine große blonde Deutsche namens Frauke, die Marlene Dietrich ähnlich sah. Dann dankte er seinem Synchronsprecher, dass er die männliche Note in seinen Filmen unterstreiche und erinnerte in reizendem Deutsch an einen frühen Auftritt von ihm in einem deutschen Lotto-Werbespot.

Sir Elton John, ausgezeichnet für sein Lebenswerk, nutzte die Danksagung mit einem Anti-Kriegs-Appell überraschend politisch: „Ich bin sehr stolz, dass Deutschland ’Nein’ zum Krieg gesagt hat. Well done, Germany!“ Ins gleiche Horn bliesen die No Angels: „Wir sollten alle demonstrieren, Krieg kann nie eine Lösung sein.“ Auch Armin Rohde ging in diese Richtung. Der Sänger Helmut Lotti, für den der belgische Kronprinz Philippe die Laudatio hielt, versprach, künftig noch besser zu werden. Ehrenpreisträger Vicco von Bülow, dem all die Stars stehend applaudierten, verzichtete „mit Rücksicht auf die versprochene Nahrungsaufnahme“ auf die vorbereitete „launige Rede“ und nahm beim Dinner, wo er unter anderem mit Evelyn Hamann, Thomas Gottschalk, Boris Becker und Klaus Wowereit zusammen saß, die Parade der Gratulanten ab.

Derweil feierten in verschiedenen Bars bei Ragout von „Pommes d’Amour“ Preisträger wie Jürgen Vogel (bester deutscher Schauspieler), Martina Gedeck (beste deutsche Schauspielerin), Griseldis Wenner (beste Boulevard TV-Moderation), Johannes B. Kerner (beste Talk-Show-Moderation), Matthias Schweighöfer (Curd-Jürgens-Gedächtniskamera) und ansonsten fast alle, die im deutschen Film und Fernsehen Rang und Namen haben. Wunderbare Gelegenheit für das spitz gefederte Autoren-Duo Christine Eichel und Gerhard Meir für die Fortsetzung des Gesellschaftsromans „Der Salon“ zu recherchieren. Sogar das Sicherheitspersonal zeigte an diesem Abend Anwandlungen von Galanterie. Berlin scheint als glanzvolle Kulisse für Gastgeber großer Weltstars zunehmend unverzichtbar zu werden.

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