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Trotz aller Proteste gehen die Bauvorbereitungen am Spreeufer weiter.

© reuters

East Side Gallery: Die Mauer bleibt – aber die Bagger rollen

Nach massiven Protesten wird die East Side Gallery zwar nicht weiter angetastet. Dennoch setzt der Investor des Wohnhochhauses am Spreeufer sein Recht um. Auch der Büro- und Hotelbau soll kommen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Investor des Wohnhochhauses an der East Side Gallery, Maik Uwe Hinkel, hat trotz aller Proteste gegen eine Bebauung des Spreeufers an der Mühlenstraße mit bauvorbereitenden Maßnahmen begonnen. Der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), bestätigte dies dem Tagesspiegel. „Herr Hinkel hat eine Baubeginnsanzeige eingereicht und nutzt die vorhandene Maueröffnung in der Nachbarschaft, um Bagger rollen zu lassen.“

Die East Side Gallery wird aber nicht weiter angetastet. Trotzdem entstehen hinter dem weltberühmten, von Künstlern bemalten Mauerteil ein 14-geschossiges Wohnhaus mit einer Fassade aus weißem Aluminium und ein 120 Meter langer Gebäuderiegel für Büros, Geschäfte und ein Hotel. Während der Architektenentwurf des Wohnhauses (samt Strand-Café und Elektrotankstelle) längst öffentlich präsentiert wurde, gibt es für das Büro- und Hotelprojekt bisher nur eine vorläufige Simulation. Der Architekt, beauftragt von einer israelischen Investorengruppe, wird seinen endgültigen Entwurf in dieser Woche dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg vorstellen. „Dann wissen wir auch mehr über die materielle Beschaffenheit und die Farbe der Fassade“, sagte Schulz.

Streit an der East Side Gallery: Die Gespräche sollen bis Mai beendet sein

Der Bauantrag wird gerade vorbereitet, aber der Gebäuderiegel muss noch umgeplant werden, um den amtlichen Vorschriften für den Flucht- und Rettungsweg zu entsprechen. Dadurch wird der 30 Meter hohe Bau wohl einige Meter an die Spree heranrücken. Über dieses Grundstück kann auch das benachbarte Wohnhochhaus an den öffentlichen Straßenverkehr angeschlossen werden. Beide Privatinvestoren erklärten sich vor zwei Wochen bereit, die entstehenden Mehrkosten zu übernehmen.

Die Gesprächsrunden zwischen Bauherren, Bezirk und Senat, die vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) initiiert wurden, sollen bis Mai beendet sein. Das Ziel: Die East Side Gallery zu schonen, aber beide Bauvorhaben zu ermöglichen. Bezirksbürgermeister Schulz nennt dies die „kleine Lösung“. Die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg will am Mittwoch mit Unterstützung von Grünen und Linken erneut eine „große Lösung“ fordern. Also den Verzicht auf beide Bauprojekte. Voraussichtlich ohne Erfolg.

Unabhängig davon will der Bezirk auf einen Fußgänger- und Radlersteg über die Spree (Brommybrücke) nicht verzichten. „Ich bekomme viele Briefe aus der Bevölkerung, die sich den Steg wünschen“, sagte Schulz. Auch wenn man ihn nicht direkt über ein Loch in der Mauer, erreicht, sondern Umwege in Kauf nehmen muss.

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