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Tödlicher Unfall: Eberswalde nimmt Abschied von ertrunkenem Kind

Die Stadt plant nach dem Unglück Konsequenzen für Kitas. Unterdessen gehen die Ermittlungen gegen die Erzieherinnen weiter, vernommen werden konnten sie allerdings noch nicht – sie sind krankgeschrieben.

Eberswalde - Kerzen, Blumen, Zeichnungen, Kuscheltiere, Karten und unzählige Tränen in den Augen trauernder Menschen bestimmten am Montagabend das Bild auf dem Markplatz von Eberswalde. Damit gedachten rund 300 Einwohner der zweijährigen Lilly, die am Mittwoch vorvergangener Woche während eines Spaziergangs mit ihrer Kita-Gruppe ins Eis eingebrochen war und dieses Unglück nicht überlebt hatte. Ihr Mitgefühl gehörte den Eltern aus dem Ortsteil Finow. Bürgermeister Friedhelm Boginski hatte bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Todes am vergangenen Freitag zur Hilfe für die Hinterbliebenen aufgerufen. „Wir alle haben mit unzähligen Menschen in unserer Stadt und aus ganz Deutschland gehofft und gebangt - leider vergebens“, sagte Boginski.

Das Unglück hatte in Brandenburg und darüber hinaus Bestürzung ausgelöst. Die Stadt will den Unglücksfall noch einmal zum Thema in der Stadtverordnetenversammlung machen, um Konsequenzen für alle Kindertagesstätten zu ziehen.

Während des Gedenkens ohne Reden und Musik standen vor allem junge Mütter und Väter mit ihren Kindern zusammen, um die Frage nach der Ursache des Unglücks zu diskutieren. „Fünf Erwachsene reichen dicke aus, um 26 Kinder zu beaufsichtigen“, sagte die 25-jährige Mandy Kästner. „Ich finde einfach keine Erklärung, zumal die betroffene Kita einen ausgezeichneten Ruf hat.“ Das bestätigte auch der für die Kindertagesstätten zuständige stellvertretende Bürgermeister Lutz Landmann. „Die Eltern bringen ihre Kinder nach wie vor in die Einrichtung und haben somit Vertrauen.“

Die an dem verhängnisvoll endenden Kita-Ausflug beteiligten fünf Erwachsenen sind seit dem 8. Dezember krankgeschrieben. „Sie nehmen eine psychologische Betreuung in Anspruch“, erklärte Landmann. Somit kann auch der auf Eberswalder Straßen immer wieder zu hörenden Vermutung nicht nachgegangen werden, wonach das Fehlen der beiden Kinder erst nach der Rückkehr in die Kita aufgefallen sein soll. Die Unglücksstelle befindet sich rund 200 Meter vom Gebäude entfernt. „Dazu möchte ich mich nicht äußern“, sagte der stellvertretende Bürgermeister. Auch die Staatsanwaltschaft wollte das Gerücht weder dementieren noch bestätigen.

Fest steht nur, dass sich am Unglückstag zwei Gruppen der Kita „Kunterbunt“ zu einem Ausflug in die Umgebung aufgemacht hatten. Die 26 Kinder wurden von zwei Gruppenerzieherinnen, einer Aushilfskraft und zwei Praktikantinnen begleitet. Lilly und ihre gleichaltrige Freundin Liz gerieten offenbar unbemerkt auf das dünne Eis einer ehemaligen Tongrube. Während sich Liz am Ufer festhalten konnte, geriet Lilly unter Wasser. Liz kam mit einer leichten Unterkühlung davon, doch Lilly musste ins Berliner Herzzentrum geflogen und dort in ein künstliches Koma versetzt werden. Daraus wachte das Mädchen nicht mehr auf.

Die kleine Liz konnte das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen. Sie befindet sich wohlbehalten zu Hause und besucht sogar wieder ihre alte Kita-Gruppe. Kerzen erinnern vor dem Kita-Eingang an Lilly.

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