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Berlin: Edler Advent auf dem Gendarmenmarkt

Am 24. November startet vor dem Schauspielhaus erstmals ein Weihnachtsmarkt – mit Spitzengastronomie und Vivaldi-Musik

Ein „Weihnachtsmarkt der leisen Töne“ soll es werden, mit Musik von Vivaldi statt „White Christmas“, mit einem Weihnachtsmann, der Geschichten erzählt, mit Artisten und Feuerkünstlern statt Rummelbuden und Karussells. Der „Weihnachtszauber auf dem Gendarmenmarkt“ möchte seinem Namen alle Ehre machen und an die Anfänge der Berliner Friedrichstadt erinnern – so verspricht es jedenfalls Helmut Russ, dessen Konzept für den ersten Weihnachtsmarkt auf einem der schönsten Plätze Europas das Bezirksamt Mitte überzeugte.

Wenn am 24. November der große Tannenbaum aus Oberstdorf zum ersten Male seine Lichter über den Gendarmenmarkt leuchten lässt, erstrahlen zahlreiche Herrnhuter Weihnachtssterne auf den Spitzen großer und kleiner Zelte auf dem Platz. Dort sind etwa 60 Kunsthandwerker und 20 Gastronomen mit ihren Angeboten versammelt. Alte Handwerkskunst will sich hier präsentieren, man kann den Akteuren bei der Arbeit zusehen. „Geboten werden Holzartikel und Flechtwerk, Metall und Schmuck, Leder- und Gürtlerarbeit, Tuche und Seide, Porzellan und Keramik, Spiele, Glas und Zinn, Teddybären, Puppen und vieles mehr“, zählt der Veranstalter auf. Die Freitreppe des Schauspielhauses soll zur Bühne mit Berliner Chören und Ensembles werden, Artisten, Clowns und Feuerkünstler sorgen dabei für die Atmosphäre eines winterlichen Gauklerfestes. Und die Gastronomie soll herausragend sein: Vor allem die Restaurants rund um den Platz sind dabei, das Hilton, Lutter & Wegner, die Newton-Bar, das Guy, Löwenbräu, Lafayette, wahrscheinlich auch noch das Vau, Einstein und Gosch mit seinen Fischspezialitäten.

„Man muss sich mit Respekt dem Platz unterordnen“, sagt Helmut Russ. Durch Harmonie und Besinnlichkeit soll sich dieser Weihnachtszauber von anderen unterscheiden; „die Besucher werden einen Platz erblicken, der an das Heerlager der gens d’armes erinnert und auf dem die Geschichte, also die Eingliederung der Hugenotten, Toleranz, Kunst und ehrwürdige Handwerkerzunft sichtbar werden.“ Das kulturelle Rahmenprogramm hat einen kleinen Preis: Einen Euro Eintritt zahlt der Erwachsene.

Ursprünglich wollte Roncalli diesen Ort mit seinem in anderen Städten bewährten historischen Markt bespielen. Dies wäre ohne eine Ausschreibung nicht möglich gewesen. Wegen der viel zu kurzen Vorbereitungszeit hatte Roncalli kein Interesse mehr, und Helmut Russ, einer von sechs Bewerbern, kam zum Zuge.

„Kunst, Kultur und Kommerz sind kein einfaches Geschäft, wir hoffen mit dem Veranstalter, dass die Rechnung aufgeht“, sagt Harald Büttner, der Chef vom Straßen- und Grünflächenamt Mitte. Er hebt hervor, dass sich Klaus Wowereit für diesen historischen Markt stark engagiert habe. In ihrer Programmvorschau „Die Reise nach Berlin“ rühmt die Berlin Tourismus Marketing-Gesellschaft BTM bereits den nostalgischen Weihnachtszauber-Plan als erlebenswertes Ziel in der Vorweihnachtszeit: „Nicht nur optisch wird auf Authentizität und Niveau gesetzt – das Angebot soll sich wohltuend vom Gängigen abheben.“

Auch Helmut Russ ist von der kurzen Vorbereitungszeit genervt, aber „nun haben wir das meiste unter Dach und Fach“, sagt er, ohne Furcht vor der Konkurrenz rund ums Opernpalais oder am Alexanderplatz. „Berlin kann noch einen Weihnachtsmarkt vertragen“, ist er sich sicher, „noch dazu einen besonderen an einem spektakulären Ort“. Nur das Ambiente ist Neuland für den norddeutschen Veranstalter. Zwanzig Kilometer südlich von Kiel betreibt Russ ein Antiquitätengeschäft und ein regionales Restaurant in einem alten Bauernhofkomplex. Seine Weihnachtsmärkte seien seit vielen Jahren bekannt in Schleswig-Holstein.

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