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Berlin: Ehren wert

Heinz Berggruen und Otto Graf Lambsdorff erhielten den Preis für Toleranz und Verständigung

Was bleibt von einer Gala, wenn die Lobreden verklungen sind? Wenn sich die Besucherzahlen weiter so sensationell gut entwickeln wie bisher, hat bestimmt auch die Zeremonie zur Verleihung des Preises für Verständigung und Toleranz am Samstagabend im Jüdischen Museum ein bisschen dazu beigetragen. Fast drei Millionen Menschen haben das Museum seit der Eröffnung im September 2001 besucht, sagte dessen Direktor Michael W. Blumenthal stolz, darunter allein 3600 Schulklassen und 182 Kindergruppen. Blumenthal selbst führte einzelne Gäste, wie Michael Naumann, den Laudator für Heinz Berggruen, dessen Rede gestern bereits im Tagesspiegel veröffentlicht wurde, durch die aktuelle Weihnukka-Ausstellung.

MoMA-in-Berlin-Erfinder Peter Raue sah sie aus diesem Anlass zum wiederholten Male und fand sie immer noch „wunderbar“, und den Protokollchef des Auswärtigen Amtes, Bernhard von der Planitz, erinnerte sie gar an die Taufe seines eigenen Sohnes in der Erlöserkirche von Jerusalem: „Mit Jordanwasser“. Viele Gäste vergnügten sich ausgesprochen spielerisch in der schönen Ausstellung, die von den mit Weihnachten und dem jüdischen Lichterfest Chanukka verbundenen Dezember-Traditionen handelt.

Der israelische Botschafter Shimon Stein war gekommen, Wolfgang Clement, Kunstmäzen Friedrich Christian Flick, Gary Smith und Christina Weiss. Einer fehlte, und es war ausgerechnet Otto Graf Lambsdorff, dem neben Heinz Berggruen der zum vierten Mal verliehene Preis zugedacht war. Eine Thrombose hatte ihm striktes Reiseverbot seiner Ärzte eingebracht, „Höchststrafe“, wie sein Sohn Nikolas Graf Lambsdorff anmerkte, der die Dankesworte seines Vater an den Laudator Salomon Korn und das Museum vorlas. Korn hatte ausführlich die entscheidende Rolle Lambsdorffs bei den Marathonverhandlungen um die Entschädigung der Zwangs- und Sklavenarbeiter sowie die Errichtung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ gewürdigt.

Der 91-jährige Heinz Berggruen bedankte sich selbst mit bewegenden Worten und Details aus seiner Biografie für die Ehrung. „Toleranz für die Feinde der Freiheit darf es niemals, niemals geben“, schloss er seine Ausführungen, woraufhin die Gäste ihm stehend applaudierten.

Der Zeitpunkt für die Gala sei nicht optimal gewählt, sagte Blumenthal etwas bedauernd. Zum ersten Mal habe der Bundeskanzler nicht kommen können, leider habe das Jüdische Museum gegen den Großen Zapfenstreich verloren. Dafür schickte die designierte Nachfolgerin Angela Merkel eine Grußadresse. Sie versprach, die Arbeit des Museums zu unterstützen, und hob als ermutigendes Zeichen besonders die Tatsache hervor, dass es so viele junge Besucher hat.

Noch bevor das Dinner aufgetragen wurde, nutzte Michael W. Blumenthal die Chance, den Gästen den Mund wässrig zu machen mit Ausblicken auf die nächsten großen Ausstellungen. Sie werden Sigmund Freud gewidmet sein und den Schicksalen der Juden, die vor den Nazis ins Ausland fliehen konnten. Bi

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