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Auf den Beinen: Doris Willke.

© Doris Spiekermann-Klaas

Ehrensache-Porträt: „Ich pflege bei Kälte Obdachlosen die Füße“

Doris Willke, 70, lebt in Bad Salzuflen. Die gebürtige Berlinerin kommt immer im Winter nach Berlin, um Obdachlosen Würde zu verleihen.

WAS ICH MACHE

Ich bin gebürtige Berlinerin und komme immer im Winter vier bis sechs Wochen hierher, um Obdachlosen in der Notübernachtung die Füße zu pflegen. Zuerst war es eine Überwindung, weil es intim ist, jemandem an den Füßen rumzukrabbeln. Aber Ekel hatte ich nie. Es gibt ein Fußbad, ich schneide die Zehennägel, massiere die Füße mit Melkfett und danach gibt's ein Paar frische Socken. Ich habe etwa sechs Gäste pro Abend – viele schämen sich, weil sie schwitzige Füße haben oder Einstichstellen. Hinterher sagen sie oft: ‚Wunderbar, jetzt gehe ich wieder auf Wolken.’ Die Pflege ist besonders jetzt wichtig, wenn manche tagelang Schuhe und Socken nicht ausziehen. Oft kommen Wunden und Blasen zum Vorschein. Ich sehe auf den ersten Blick, ob ich den Gast zum Arzt schicken muss.

WAS ICH MIR WÜNSCHE

Dass wir mehr darauf achten, unsere Beziehungen zu pflegen, damit wir nicht so vereinsamen. Jede Geschichte, die ich hier höre, hat mit kaputten Beziehungen zu tun. Und natürlich mehr warme und vor allem passende Schuhe für unsere Gäste. ffe

Notübernachtung, Berliner Stadtmission, Lehrter Str. 68, Moabit, bis Ende März tägl. ab 21 Uhr, Tel.: 690 33 435

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