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Berlin: Eigentor am Schloßplatz

WM-Planer sind sauer auf Politiker: 2006 sollte vorm Palast der Republik gefeiert werden, stattdessen wird das Gebäude abgerissen

Statt Vorfreude gibt es Ärger. Noch unlängst hatte sich Klaus Wowereit auf einen netten Sommer 2006 gefreut, mit der FußballWeltmeisterschaft im neuen Olympiastadion und ausgelassenen Festen auf den Straßen und Plätzen der Stadt. Doch statt hauptstädtischer Kulisse wird es im Zentrum Berlins den Lärm und Dreck von riesigen Baustellen geben. Nach Informationen des Tagesspiegels ist vor allem um den Schloßplatz ein Streit zwischen WM-Organisationskomitee, Senat und Bundesregierung entbrannt. Auslöser ist der Beschluss des Bundestages, den Palast der Republik unverzüglich abzureißen.

Der Auftrag soll in diesem Herbst ausgeschrieben werden, der Abbruch spätestens im Dezember beginnen. „Eine Baustelle zur WM wird sich wohl nicht vermeiden lassen“, sagt eine Sprecherin von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) auf Nachfrage. Ob der Vorplatz voller Kräne, Bagger und Container sein werde, sei nicht absehbar. „Die Maßnahmen werden aber raumgreifend sein“, sagt die Sprecherin.

Die Organisatoren sind verärgert. „Berlin gibt damit kein schönes Bild im Stadtzentrum ab“, sagt Fedor Radmann, der Tourismus-Beauftragte des Organisationskomitees. WM-Funktionäre und auch Senatsmitglieder hatten vergeblich auf eine Verschiebung des Abrisses gedrängt. Nach ihrer Planung sollte auf dem Schloßplatz ein Fanpark entstehen, gefördert von WM-Sponsor Adidas. Auf einer Großbildleinwand sollten die Spiele live zu sehen sein, außerdem waren Kulturprogramme und Fußballturniere geplant. Die Palastruine sollte verhüllt werden. Es habe sogar das Angebot gegeben, das Olympiastadion nachzubauen, berichten Insider, eine Million Euro habe Adidas bezahlen wollen. Die Firma will sich nicht äußern. „Wir werden unser Engagement zu gegebener Zeit bekannt geben“, sagt ein Sprecher.

Intern wird nach Ausweichquartieren gesucht. Im Gespräch sind nach Informationen aus Verhandlungskreisen der Leipziger Platz, auf den es Adidas aber nicht ziehen soll, sowie der Platz der Republik vor dem Reichstag, auf dem einst Freizeitfußballer kickten. Ein Fanpark dort könnte aber die Entwässerungsanlage für den Rasen zerstören, wird im Bezirksamt Mitte befürchtet, und so Millionenkosten verursachen. „Egal wie man sich einigt, es ist falsch, einen potenziellen Geldgeber durch die Stadt zu jagen“, heißt es aus Organisationskreisen. Manchem Senator ist die Sache unangenehm. Zwar drängte vor allem der Bund bei kurzfristig anberaumten Krisengesprächen auf den Palastabriss, doch auch einige Landespolitiker sind froh, wenn das DDR-Bauwerk verschwindet. Nicht alle Details sind dabei schon bedacht. So ist offen, was aus den Stadtrundfahrten auf der Spree wird, falls der Schutt des Palasts per Schiff abtransportiert werden sollte.

Der Streit hat das Verhältnis der WM- Organisatoren zu Berlin belastet. Schon gibt es Gerüchte um weitere Baustellen, etwa zur Fertigstellung der U-Bahn unter dem Brandenburger Tor. „Bei der WM wird dort nur unterirdisch gebaut“, versichert der WM-Beauftragte des Senats Jürgen Kießling. Das wird nötig sein, denn im Hotel Adlon will im Sommer 2006 der Fußball-Weltverband Fifa residieren.

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