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Berlin: Ein Bahnhof wird 100

Selten, dass ein Bahnhof fast genauso alt ist wie der Ortsteil um ihn herum. Im vergangenen Frühjahr feierte der Zehlendorfer Ortsteil Nikolassee seinen 100.

Selten, dass ein Bahnhof fast genauso alt ist wie der Ortsteil um ihn herum. Im vergangenen Frühjahr feierte der Zehlendorfer Ortsteil Nikolassee seinen 100. Geburtstag. Heute darf dem Bahnhof gratuliert werden: S-Bahn, Bezirksamt und die Arbeitsgemeinschaft Nikolassee laden zum Familienfest rund um den Bahnhof.

Der Jubilar ist ansehnlich. „Rot-weißes Schloss“ wird der Bau gern genannt, dessen von den Architekten Fritz Brüning und Paul Vogler entworfenes Empfangsgebäude zu den schönsten in Berlin gehört. 1902, als die Gegend noch kaum besiedelt war, sollte der Prunkbau wohlhabende Menschen beeindrucken, auf dass sie sich hier niederlassen. Über eine halbe Million Mark soll das Projekt damals gekostet haben.

Finanziert wurde es von der Grundstücksgesellschaft „Heimstätten AG“, die in den ersten fünf Jahren auch die Betriebskosten übernahm. In einem Prospekt der Heimstätten AG aus der damaligen Zeit heißt es: „Die unablässige Nachfrage nach Villenbaustellen hat die Gesellschaft veranlasst, im Westen eine neue, vornehme Villenkolonie Nikolassee anzulegen.“

Da sollte der Bahnhof, der die Wannseebahn mit der Wetzlarer verband, natürlich mithalten können.

Nach dem Kriegsende wurde der Bahnhof schon bald wieder in Betrieb genommen, zu Mauerzeiten dümpelte er vor sich hin, ohne aber zu verfallen. Seit der Restaurierung Anfang der 80er Jahre fahren die Züge wieder. Richtig voll ist es zwar auch heutzutage selten auf dem Bahnhof, aber irgendwie ist doch immer Betrieb an dem Schnittpunkt zwischen den Linien S1 und S7.

Zum heutigen Fest wird der Bahnhofsvorplatz von 10 bis 22 Uhr zum Festplatz mit über 50 Marktständen. Dazu gibt es Kinderprogramm und Live-Musikvon der Rockgruppe Petticoat, der Bigband der Musikschule Steglitz-Zehlendorf, dem Salonorchester Berlin und der JFK-Bigband. Außerdem fahren Traditions- und Museumszüge sowie um 15 und 17 Uhr die gläserne Panorama-S-Bahn. Vielleicht wird es heute ja wieder so schön wie vor 100 Jahren. Ein damaliger Augenzeuge berichtete von einem „höchst anständigen Frühstück in der Bahnhofshalle mit Sekt und Kaviar und vielen schönen Reden“.obs

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