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Berlin: „Ein ganz netter Junge“

Was Verwandte über den Täter erzählen

Der Amokläufer vom Regierungsviertel – ein „eigentlich ganz netter Junge“. So beschreibt ihn seine Cousine ganz spontan. „Jeans, Turnschuhe, kurze Haare“, ergänzt sie. Sie wohnt mit ihren zwei kleinen Töchtern im selben Haus wie der 16-jährige Frank P. (Name geändert). Ein unscheinbares, aber gepflegtes Eckhaus, in dem sechs Familien leben, an der Neuköllner Sonnenallee.

Sie hat in den Nachrichten vom Amoklauf gehört und dann erfahren, dass es Frank war, der wahllos auf 28 Menschen eingestochen haben soll. „Ich bin natürlich geschockt. Dass der so durchdreht, das hätte ich nie gedacht.“ Warum er das getan haben könnte, kann sie nur vermuten. „Vielleicht ist er mit der Trennung der Eltern nicht klargekommen.“ Frank hat mit seinen Eltern und den sechs Geschwistern in Lichterfelde gelebt. Vor zwei Jahren trennten sich die Eltern: Vier der kleineren Geschwister blieben bei der Mutter. Der Vater, der bei den Berliner Wasserbetrieben arbeitet, zog mit Frank und dessen 15-jährigem Bruder und der 21-jährigen Schwester nach Neukölln. Zur Mutter soll es kaum Kontakt geben.

Die Cousine berichtet, dass Frank, der bei der Polizei bereits wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung bekannt ist, meistens „mit einigen Kumpels abgehangen hat“. Oft auch zu Hause, vor dem Computer. Das Zimmer, das er sich mit seinem Bruder teilt, „sah ziemlich chaotisch aus“, erzählt die Cousine.

Viele Gewalt-Computerspiele habe er gespielt. „Das mit dem bösen Mann und der Axt“, fügt ihre kleine Tochter hinzu, der Frank seine Spiele mal gezeigt hat. Geraucht hat er, ab und zu auch mit seinen Kumpels getrunken. Ob er Drogen nahm, weiß sie nicht. Frank besucht eine Hauptschule in Zehlendorf. Auf dieselbe Schule soll seine Freundin gehen, die öfter bei Frank zu Besuch war. „Geschwänzt hat er oft. Er war in einer Null-Bock-Stimmung und hat sich Sorgen gemacht, ob er einen Job bekommt“, erzählt die Cousine.

Frank habe nach der Schule zur Bundeswehr gehen wollen. „Das Geld war manchmal ein Problem“, sagt sie. Oft habe Frank sie angepumpt. „Immer kleinere Beträge. Aber ich musste öfter nachfragen, wann ich denn mein Geld wiederbekomme.“ Doch wenn er es dann zurückgegeben hat, „dann immer noch mit einer Tafel Schokolade als Dankeschön“, erzählt sie. Diese Tat passe einfach nicht zu Frank. Wenn die kleineren Geschwister, die bei der Mutter leben, alle zwei Wochen zu Besuch in Neukölln waren, „dann ist er mit ihnen immer auf den Spielplatz gegangen und hat sich total lieb gekümmert“.

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