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Berlin: Ein Gütesiegel für das Fleisch vom Spieß?

Guter Döner, schlechter Döner: Produzent fordert Transparenz für Verbraucher

Von Sabine Beikler

Nach den Berliner Gammelfleischfunden sind die Verbraucher irritiert. Was kann man überhaupt noch bedenkenlos essen? Sind die Funde von Puten- und Kalbfleisch, das mit Salmonellen oder anderen Erregern infiziert ist, Einzelfälle? Nach Einschätzung der 9900 Mitglieder starken unabhängigen Verbraucherinitiative „Foodwatch“ ist verdorbenes Fleisch im Handel der Normalfall. In Berlin wurden im vergangenen Jahr von 16 000 überprüften Lebensmitteln 3141 Waren, also knapp ein Fünftel, beanstandet. Aber allein durch mehr Lebensmittelkontrollen lassen sich solche Ekelfleischfunde nicht hundertprozentig verhindern. „Die Verbraucher müssen auch auf gute Qualität der Ware achten“, sagt Regina Kneiding, Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung. Döner zum Beispiel ist nicht gleich Döner.

Für Döner Kebab – auch Döner Kebap – gibt es im Deutschen Lebensmittelbuch klare Richtwerte für die Zusammensetzung: dünne Scheiben aus Kalb- oder Schaffleisch, maximal 60 Prozent davon darf Hackfleisch sein. Außer Salz und Gewürzen sowie Eiern, Zwiebeln, Öl, Milch und Joghurt enthält Döner Kebab keine weiteren Zutaten. Und was ist im Döner ohne den Zusatz Kebab, auch Drehspieß genannt? In der Fleischzubereitung gibt es neben Gewürzen feinst zerkleinertes Fleisch, Semmelbrösel, Kalbfleisch und mitunter auch Putenfleisch. Die Döner-Imbisse müssen genau deklarieren, was sie anbieten – und sie sollten auch Auskunft über die Zusammensetzung des Drehspießes geben können. Die Deklaration der Ware bedeutet zwar noch keine Qualitätssicherheit, aber gewährleistet immerhin mehr Transparenz für den Verbraucher.

Pro Tag produziert die Dönerproduktion Kaplan drei Tonnen Döner Kebab und Drehspieße. In Remzi Kaplans Betrieb wurden im Oktober mehrere Tonnen Kalbfleisch sichergestellt, das Landeskriminalamt hatte am Mittwoch dessen Firmen- und Privaträume durchsucht und Geschäftsunterlagen sichergestellt. Kaplan sagte dem Tagesspiegel, er habe selbst dem Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt Mitte das schlecht aussehende Fleisch gemeldet. Die Behörde widersprach seiner Darstellung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kaplan wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz.

Remzi Kaplan fordert seit Jahren ein Gütesiegel für Döner. „Der Antrag liegt beim Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung“, sagte Kaplan. Dann könne man den guten vom schlechten Döner unterscheiden.

Doch auch ein Gütesiegel schützt nicht vor Ekelfleischfunden. Thilo Bode, Geschäftsführer von „Foodwatch“, fordert härtere Strafen für Händler, Zwischenhändler und Verkäufer von verdorbenen Waren. Bisher würden Täter wegen Betrugs verurteilt. Wenn allerdings Betrüger und Betrogene gemeinsame Sache machten, dann handle es sich in seinen Augen um eine kriminelle Vereinigung.

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