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Berlin: Ein guter Impuls aus der Berliner Republik (Kommentar)

Bundespräsident Rau will, wie zu hören ist, die "Berliner Rede" aus dem Hotel Adlon verlegen. Sein Vorgänger Roman Herzog hatte damit vor knapp drei Jahren eine Tradition begründet: Einmal im Jahr, jeweils zum Geburtstag Groß-Berlins, sollte künftig eine Berliner Rede gehalten werden in dem neuen Luxushotel am Pariser Platz.

Bundespräsident Rau will, wie zu hören ist, die "Berliner Rede" aus dem Hotel Adlon verlegen. Sein Vorgänger Roman Herzog hatte damit vor knapp drei Jahren eine Tradition begründet: Einmal im Jahr, jeweils zum Geburtstag Groß-Berlins, sollte künftig eine Berliner Rede gehalten werden in dem neuen Luxushotel am Pariser Platz. Zur Premiere gab es Herzogs Forderung nach dem Ruck, der durchs Land gehen solle. In den Jahren darauf folgen Ausführungen des finnischen Staatspräsidenten und des UNO-Generalsekretärs.

Johannes Rau will auch eine Berliner Rede halten, will sie aber ins Haus der Kulturen der Welt transferieren. Das ist neu und endlich mal ein guter Impuls aus der Berliner Republik. Erstens sind die Kulturen der Welt in diesem Lande nirgends so zu Hause wie in dieser Stadt. Wenn also der Ort einer Berliner Rede gleichzeitig auch für ein Programm steht, dann kann das eigentlich nur ein gutes Omen für die Grundsätze sein. Zweitens wird dieser Tage viel von Abhängigkeiten geredet. Eine Grundsatzrede, die mit ihrem Spitznamen ("Adlon-Rede") an ein Hotel erinnert, das, mindestens zum Zeitpunkt der ersten Rede, Reklame dringend nötig hatte, läuft auch Gefahr, Abhängigkeiten zu schaffen, wenn auch in umgekehrter Richtung.

Hätte sich das so unterstützte Haus nicht leicht verpflichtet fühlen können, fortan die Häppchen für Bellevue-Gäste zum Extrasonderschnäppchenpreis zu liefern als kleines Zeichen des Dankes gewissermaßen? Und wäre dann der Amtsträger nicht auch in die Bredouille geraten und noch eher so, weil er die Gaben schließlich durch eigene gute Werke für den wirtschaftlichen Erfolg des Gebers provoziert hätte? Damals war die Zeit noch nicht reif für diese Diskussion.

Jedenfalls ist eine Rede über Grundsätzliches an einem neutraleren Ort gut aufgehoben. Dass Johannes Rau sich für das Haus der Kulturen der Welt entscheidet, spricht für ein Phänomen, das oft beschworen wurde und nun in Erfüllung zu gehen scheint: dass nämlich die Politik ihren Horizont weitet, wenn sie erst in einem von vielen Kulturen geprägten Umfeld angekommen ist.

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