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Berlin: Ein heikler Moment, keine Krawalle Islamisten-Aufmarsch gegen Israel verlief friedlich

Hitzige Wortgefechte mit Gegendemonstranten

Als die Islamisten in Sichtweite sind, kann die Polizei die Gegendemonstranten nicht mehr aufhalten. Ein Sperrkorridor, 30 Meter breit, soll verhindern, dass es Ausschreitungen gibt. Aber das gelingt nicht. Nur eine Polizeikette trennt die Gegendemonstranten noch von den streng- gläubigen Muslimen, die anlässlich des Al-Quds-Tags demonstrieren. In wenigen Augenblicken lädt sich die Stimmung gefährlich auf: Die Gegendemonstranten skandieren „Lang lebe Israel“, da fliegt eine Dose in ihre Richtung. Charlottenburg, Samstagnachmittag, dort wo sich Kantstraße und Schlüterstraße kreuzen: Es ist der heikelste Moment der Demonstration. Es gibt ein paar Rangeleien und hitzige Wortgefechte, handfeste Ausschreitungen bleiben aus. Die Polizei zieht später eine positive Bilanz.

„Die Demonstration ist größtenteils friedlich verlaufen“, sagte ein Sprecher. Sieben Platzverweise wurden erteilt – alle gegen unangemeldete Gegendemonstranten. Laut Polizei haben sich die Islamisten an die verschärften Auflagen gehalten, die ihnen am Freitag auferlegt wurden: keine Plakate des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, keine gewaltverherrlichenden Parolen. Die Auflagen waren eine Reaktion des Innensenators auf die Aufforderung des iranischen Präsidenten, Israel als Staat zu vernichten.

Um 11 Uhr hatten sich die Teilnehmer der Al-Quds-Demonstration am Adenauerplatz getroffen. Al-Quds heißt auf Arabisch Jerusalem. Seit 1979 demonstrieren Islamisten in mehreren Ländern für die „Befreiung“ Jerusalems an diesem Tag. 1500 Teilnehmer waren vom Veranstalter in Berlin angemeldet worden. Aber es kamen 350. Im vorigen Jahr waren es rund 800. Die Veranstalter der Gegendemonstration hatten 200 Teilnehmer angemeldet. Hinterher sagten sie, es seien 300 gekommen, was sie als „schönen Erfolg“ werteten. Die offizielle Zahl der Polizei lautete schließlich180.

Vor Beginn des Islamisten-Aufmarsches kontrollierten Polizisten die Teilnehmer auf Waffen. Mehrere Dolmetscher prüften die Transparente mit arabischer Aufschrift. Zur Gegenkundgebung in der Schlüterstraße zeigte sich auch Prominenz, Grünen-Chef Reinhard Bütikofer etwa oder DGB-Chef Michael Sommer. Auf einer Bühne stimmten Politiker die Al-Quds-Gegner mit kämpferischen Reden ein. Als eine der Moderatorinnen in ihr Mikrofon rief, dass der Demonstrationszug jetzt auf der Kantstraße angelangt ist, wurde es plötzlich sehr laut: laute Buhrufe, ein gellendes Pfeifkonzert. Etliche Gruppen, die sich nahe an die Polizeiabsperrung gedrängt hatten, skandierten lautstark „Stoppt den antisemitischen Terror!“ Die Abschlusskundgebung auf dem Savignyplatz wurde nur von einzelnen Zwischenrufen gestört. Um 13.20 Uhr endete die Veranstaltung. Etliche Gegendemonstranten fuhren anschließend zur iranischen Botschaft in Dahlem, wo etwa 250 Menschen gegen die Äußerungen des iranischen Präsidenten protestierten.

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