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Berlin: Ein Jahr Sperre: Die S-Bahn ruht, der Umbau auch

Die Strecke in Charlottenburg wird Montag unterbrochen. Doch ein Streit verhindert den Beginn der Arbeiten

Von Montag an wird die S-Bahn-Strecke zwischen Charlottenburg und Zoo für fast ein Jahr gesperrt. Tausende von Fahrgästen werden jeden Tag Umwege bewältigen und dafür viel Zeit aufwenden müssen. Der Sinn der Maßnahme ist zweifelhaft. Auch einen Tag vor Aufnahme der Arbeiten weiß keiner, was am Bahnhof Charlottenburg tatsächlich gebaut werden soll. Dort tut sich jedenfalls zunächst gar nichts – weil Bahn und Senat sich streiten.

Auf dem kurzen Abschnitt will die Bahn die Gleisanlagen sanieren. Gleichzeitig sollte der Umbau des S-Bahnhofs Charlottenburg begonnen und dessen zwei Bahnsteige Richtung U-Bahnhof Wilmersdorfer Straße verschoben werden. Die im Weg stehenden Bäume sind bereits gefällt. Als Ersatz dafür soll eine neue Grünfläche am Stuttgarter Platz entstehen. Doch die Fläche muss der Senat von der Bahn kaufen, denn der Bahnhof wird auf Wunsch des Landes verschoben. Allerdings konnten sich Senat und Bahn bisher nicht über den Kaufpreis einigen. Doch bemerkt wurde dies erst kurz vor dem lange geplanten Baubeginn.

Der Senat betrachtet das Gebiet, das heute noch als Eisenbahngelände ausgewiesen ist, als „gehobene Grünfläche“ und hält einen Preis von 49 Euro je Quadratmeter für gerechtfertigt. Die Immobiliengesellschaft der Bahn dagegen bewertet das Gelände als künftiges Bauland und verlangt 581 Euro je Quadratmeter. Bei einer Fläche von 4300 Quadratmetern immerhin ein Unterschied von knapp 2,3 Millionen Euro. Warum die abweichenden Preisvorstellungen nicht vorher bekannt geworden waren, kann weder der Senat noch die Bahn erklären.

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) will jedenfalls nicht nachgeben. Wenn die Bahn auf ihrem hohen Preis beharre, wolle er die Landesmittel für den Umbau des S-Bahnhofs nicht freigeben, kündigte er an. Die Kosten sind mit insgesamt 20 Millionen Euro veranschlagt, fünf Millionen Euro muss das Land beisteuern. Die Bahn wiederum will mit den Arbeiten erst beginnen, wenn das Land seinen Anteil gezahlt hat. Immerhin soll es am Montag ein Gespräch mit allen Beteiligten geben. Den angemessenen Preis soll ein Gutachter ermitteln, sagte Bahnsprecher Burkhard Ahlert. Ohne Einigung will Strieder notfalls auf das Verschieben des Bahnhofs verzichten. Durch die neue Lage sollten sich die Umsteigewege zwischen S- und U-Bahn von 270 Meter auf 78 Meter verkürzen.

Die Baumaßnahme war und ist umstritten. Eine Bürgerinitiative hatte sich erfolglos dagegen gewehrt. Sie wollte die Bäume erhalten, die einem Ausbau weichen müssen, der jetzt vielleicht gar nicht kommt. Die Anwohner hatten vorgeschlagen, nur einen Bahnsteig zu verschieben, was das Grün gerettet und die Wege zum U-Bahnhof noch weiter verkürzt hätte. Die S-Bahn wollte dagegen aus betrieblichen Gründen in Charlottenburg wieder zwei Bahnsteige haben. Nur so sei ein pünktlicher Verkehr möglich. Unterstützung hatte sie von Strieder bekommen. Da lag der Grundstücksstreit auch noch in weiter Ferne.

In der Zwickmühle befindet sich auch Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU). Die Bezirksverordneten von Charlottenburg-Wilmersdorf fordern von ihm einen Bebauungsplan für die vorgesehene Grünfläche. Dazu will Gröhler aber erst Planungssicherheit haben. Auf ein Schreiben an Strieder habe er bisher keine Antwort erhalten, sagte Gröhler. So steht nur fest, dass für die Fahrgäste morgen die Unannehmlichkeiten beginnen.

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