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Berlin: Ein Korb für den Papierkorb

Mit den Abfalleimern verschwand in den Spandauer Parks der Müll. Sollten andere Bezirke nachziehen?

Hört sich erstmal paradox an: Weil Spandau bei der Müllbeseitigung in den Parks nicht mehr hinterherkam, montierte der Bezirk die Papierkörbe ab. Scheint aber zu funktionieren. In den anderen Stadtteilen tritt das Problem vor allem an den Wochenenden zutage: Im Touristenbezirk Mitte etwa quellen die Mülleimer am Spreeufer rund um den Hauptbahnhof regelmäßig über. Der Rest landet dann neben den Behältern. Denn der Bezirk, der hier die Entsorgung organisiert, hat kein Geld, um seine Mitarbeiter loszuschicken. Außerdem verbieten es die Tarifverträge. Wäre es da nicht einfacher, die Papierkörbe in den Grünflächen ganz abzuschaffen und so die Menschen zu zwingen, ihren Müll wieder mitzunehmen?

In Spandau zumindest schwört man auf die Methode. Dort hat man schon vor fünf Jahren die Hälfte der 500 Müllbehälter in den Grünanlagen abgebaut, teils gegen den Protest der Anwohner. Doch Baureferent Patrick Sellerie zieht eine positive Bilanz: „Dort, wo wir die Mülleimer ausgedünnt haben, ist auch die Vermüllung zurückgegangen.“ Früher hätten viele Anwohner die Papierkörbe genutzt, um ihren Hausmüll zu entsorgen, berichtet Sellerie. Und ihn manchmal einfach nur daneben gestellt. Ob er die Methode, mit der das Spandauer Rathaus rund 7500 Euro einspart, auch anderen Bezirken empfehlen würde? „Vielleicht liegt es auch nur an den ordentlichen Spandauern. Sie haben begriffen, dass die Grünanlage ihnen gehören. Aber ein Versuch lohnt sich. “

Marc Franusch, Sprecher der Berliner Forsten, teilt die positive Erfahrung. Aus der Not haben die Forsten, die sich um Berlins Wälder kümmern, fast alle Müllbehälter entfernt. „Wir konnten diese Mengen an Müll nicht mehr beherrschen“, sagt Franusch. „Wir haben ein knappes Budget.“ Von Gemeinden aus dem Schwarzwald habe man dann gehört, dass man sogar alle Mülleimer abgenommen habe, um des Problems Herr zu werden. „Das hat auch bei uns geklappt“, sagt Franusch. „Wir haben eine Halbierung der Müllmenge erreicht.“ Allerdings werde an den Ecken, wo der Wald an die Stadt grenzt, noch immer unbedarft Sperrmüll abgeladen.

Im Gegensatz zu den Forsten und zu Spandau hat man in Steglitz-Zehlendorf schlechte Erfahrungen mit der Papierkorbentfernung gemacht. Dort hatte man am Schlachtensee und an der Krummen Lanke die Mülleimer ausgedünnt. Die Folge: Die Besucher schmissen ihren Dreck auf die Wiesen und Wege. Monika Osteresch, Fachbereichsleiterin im Grünflächenamt, stellt resigniert fest: „Ob Papierkörbe oder nicht, es kommt aufs Gleiche raus.“ Also stellte man die Behältnisse wieder auf, 500 Euro kostet einer in der Anschaffung. Auch Osteresch klagt über zu wenig Geld und Personal.

Für die Berliner Stadtreinigung (BSR), die für die Papierkörbe in den Berliner Straßen zuständig ist, kommt eine Reduzierung ihrer 21 000 orangefarbenen Papierkörbe nicht in Frage. Doch die BSR hat auch die Kapazitäten diese rund um die Uhr zu leeren. Philipp Lichterbeck

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