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Berlin: Ein „L’amour-Hatscherl“ als Zugabe

Einen Schnellkurs in Weanerisch gab’s am Montagabend im Berliner Ensemble. „Wana“ heißt weinen.

Einen Schnellkurs in Weanerisch gab’s am Montagabend im Berliner Ensemble. „Wana“ heißt weinen. „Wana, wenn das Herz einem bricht, bis man’s wieder brauchen kann.“ Wenn die Wiener „Lehrerin“ Erika Pluhar heißt, werden dazu auch philosophische Betrachtungen aus der Spannweite unserer menschlichen Existenz geboten hätte. Die 64Jährige hat noch nicht lange die Trauerarbeit um ihre 1999 an Asthma gestorbene Tochter Anna bewältigt, singt von „Trotzdem“ und „I geb net auf“. Und am Abend immer wieder auf Weanerisch – „wunderschön absurd“ könne man sich darin ausdrücken, erklärte sie, warum sie begonnen habe, ihren heimatlichen Dialekt zu lieben. Selbst getextete „Lieder vom Himmel und der Erde“ stellte sie in Berlin vor – begleitet von dessen Komponisten und Gitarristen Klaus Trabitsch und seinem Ensemble, exzellenten jungen Musikern. Im Publikum mehr reifes Alter, auch Bühnenkollegen wie Klaus Hoffmann und Barbara Thalheim. Und auffallend viele weibliche Singles – die Pluhar ist schon immer auch ein Frauenidol. In schwarzen Pluderhosen zur langen Frackjacke, die Mähne zum silberblonden Pagenkopf gestutzt – „die Zeit der langen Haare ist vorbei“ – beherrschte sie locker die Bühne. Das Publikum musste sie sowieso nicht erobern, und natürlich ließ es seinen Star nicht ohne Zugaben davon. Seit Montagabend wissen seither auch ein paar Berliner, was für die Wiener ein „L’amour-Hatscherl“ ist. Hatschen heißt auf Berlinisch latschen. Macht man das, geschmiegt an den Liebsten, ist das an der Donau eben ein „L’amour-Hatscherl“. Ob die Pluhar das mit ihrem Gitarristen Klaus Trabitsch macht? Darüber spekulierten später drei aus dem Publikum. „Den hätte ich auch gern als Hatscherl“, sagte eine und bekam eben gelerntes Weanerisch zur Antwort: „Geh komm.“hema

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