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Public Viewings in Biergärten könnten in diesem Jahr seltener werden.

© dpa

Berlin vor der Fußball-WM: Bisher kaum Anträge für Public Viewings im Freien

Die bei den letzten Welt- und Europameisterschaften so beliebten Public Viewings unter freiem Himmel könnten in diesem Jahr in vielen Biergärten und vor zahlreichen Kneipen ausfallen. Denn kaum ein Berliner Gastwirt hat bisher den notwendigen Antrag gestellt.

Ein schöner Sommerabend mit einem kalten Bier im Kneipengarten. Der Wirt hat den Fernseher rausgestellt, es läuft die Fußball-WM, die Stimmung ist gesellig, ein bisschen laut vielleicht für die Nachbarn, wie immer.

Aber fehlt da nicht was? Ja, der Antrag.

In knapp einem Monat beginnt die Fußball-WM in Brasilien, viele Spiele werden nach deutscher Zeit erst nach 22 Uhr gezeigt, da gilt die gesetzliche Nachtruhe – eine Ausnahmegenehmigung muss also vorher vom Bezirk erteilt werden, sonst droht Ärger mit Nachbarn und Behörden.

Nur: Die Zahl der Anträge fürs Public Viewing in der gesamten Stadt ist mehr als überschaubar.

Mit ganzen acht Anträgen liegt beispielsweise Pankow – 370 000 Einwohner – schon im oberen Bereich. Vier wurden genehmigt, der Rest sei noch in Bearbeitung, sagt Umweltstadtrat Torsten Kühne (CDU). Public Viewing in größerem Rahmen wird es in der Kulturbrauerei und im Prater-Biergarten in Prenzlauer Berg sowie im Strandbad Weißensee geben. Vermutlich wird auch wieder so mancher kleine Wirt an warmen Abenden die WM draußen zeigen wollen – aber nicht dürfen.

Nur zwei Anträge in Charlottenburg-Wilmersdorf

So überschaubar geht es in allen Bezirken weiter: Tempelhof-Schöneberg meldet ebenfalls acht Anträge – unter anderem einen für den Tempelhofer Hafen und einen während der Bread & Butter auf dem Tempelhofer Feld. In Mitte gibt es neben der Fanmeile auf der Straße des 17. Juni ganze fünf Anträge. Noch magerer sieht es in Charlottenburg-Wilmersdorf aus. Dort hat es zwar 20 telefonische Voranfragen gegeben, berichtet Jutta Sperling vom Umweltamt. Doch haben bisher nur zwei Gastwirte aus Nebenstraßen des Kurfürstendammes schriftlich um die Genehmigung gebeten, in ihren Vorgärten Großbildschirme aufstellen zu dürfen. Entschieden wurde noch nicht. Offen sind laut Ordnungsamtsleiterin Nicole Gebell auch die fünf Anträge, die im Neuköllner Rathaus eingegangen sind.

In Treptow-Köpenick werden drei Anträge bearbeitet. Besonderen Charakter hat dabei der des 1. FC Union, der sein Stadion an der Alten Försterei nutzen möchte, um die WM-Spiele auf Großleinwand zu zeigen. Vorgespräche finden außerdem mit den Betreibern des am Spreeufer gelegenen Club-Gartens Kiki Blofeld in Oberschöneweide statt, heißt es im Büro von Stadtrat Rainer Hölmer (SPD). Hier ist ein Public Viewing in den Reinbeckhallen geplant.

Von den drei in Spandau eingegangenen Anträgen wurde bereits einer genehmigt, sagt Stadtrat Carsten Röding (CDU). Die größte Veranstaltung wird in der Zitadelle vorbereitet. In Reinickendorf gibt es drei Anfragen aus Hermsdorf, Tegel und Wittenau, so Stadtrat Martin Lambert (CDU). Sein Kollege Christian Gräff (CDU) aus Marzahn-Hellersdorf muss sogar ganz passen. Dort hat sich kein einziger Interessent gemeldet.

Antragsfrist läuft bald ab

Die Wirte, die während der WM die Spiele im Hochsommer nicht bei geschlossener Tür im Innern zeigen wollen, müssen sich nun beeilen. In Mitte läuft die vierwöchige Antragsfrist beispielsweise am heutigen Donnerstag ab, in Spandau kann die rechtzeitige Bearbeitung ab drei Wochen vor dem Beginn der WM am 12. Juni nicht mehr garantiert werden. Nur in Marzahn-Hellersdorf verspricht Stadtrat Gräff auch kurzfristige Genehmigungen, in der Hoffnung, dass sich hier vielleicht doch noch in letzter Minute ein Interessent findet. Spitzenreiter ist übrigens Friedrichshain-Kreuzberg: Laut Stadtrat Hans Panhoff (B90/Grüne) gibt es elf Anträge von Gastwirten – in einem Bezirk, in dem Gaststätten nicht gerade rar sind. Drei größere Public Viewings sind geplant im Viktoriapark, im Postbahnhof und auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain.

Wie berichtet, hat die Bundesregierung aufgrund der Bedeutung der Fußball-WM eine Verordnung erlassen, die aufgrund der Zeitverschiebung öffentliche Fernsehdarbietungen auch zur Nachtzeit gestattet. Sie gilt aber nicht für Berlin, weil die Stadt ein eigenes Landesimmissionsschutzgesetz hat.

Nach einem Rundschreiben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an die Bezirke sind die Spiele genehmigungsfähig, die spätestens um 22 Uhr deutscher Zeit beginnen – dafür muss allerdings erst einmal ein Antrag gestellt werden. Diese Spiele können einschließlich der in den Finalspielen möglichen Verlängerungen und Elfmeterschießen auch über Mitternacht hinaus gezeigt werden.

Die insgesamt elf Spiele, die erst um 24 Uhr oder noch später beginnen – Begegnungen der deutschen Mannschaft fallen nicht in diese Kategorie – dürfen gar nicht gezeigt werden. Wie berichtet, wird mit Beschwerden von Anwohnern gerechnet, die ihre Ruhe haben wollen. Bei den vorherigen Weltmeisterschaften 1998, 2002, 2006, 2010 fanden die WM-Spiele nicht in der Nacht statt.

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