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Berlin: Ein neuer Laden

Claudia Ruhsek zieht mit ihrem Geschäft an den Hackeschen Markt

Claudia Ruhsek strahlt. In Italien ist sie kürzlich gefragt worden, warum sie so fröhlich ist. Die Deutschen wirkten sonst immer so bedrückt. Claudia Ruhsek antwortete, sie habe einfach keine Lust auf Pessimismus. Erst recht nicht in dieser Zeit, wo alle auf Trübsinn machten. „Es gab schon immer schwierige Zeiten. Man muss eben nur zweimal nachdenken, ob man was Neues macht.“

Die 39-Jährige blickt vom Fenster aus in den lang gezogenen Hof, den zwei Touristen durchschlendern. Sonst ist es zu dieser Vormittagsstunde ziemlich leer hier. Claudia Ruhsek stellt sich vor, wo sie schon in wenigen Monaten aus dem Schaufenster blickt. Das nächste Jahr, so viel steht für sie fest, wird ein Jahr des Aufbruchs sein, ein neuer Start mit vielleicht auch ungewissem Ausgang. Wie so oft in ihrem Leben. Hier, in den Heckmann-Höfen, zwischen Oranienburger und Auguststraße, fühlt sich Claudia Ruhsek ein wenig abseits. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn sie hier nur ihre Wohnung hätte. Aber sie hat ihr Geschäft in den Höfen. Sie findet, der Laden sei „dramatisch versteckt“, und deshalb zieht sie ein paar Straßenecken weiter nur, Richtung Hackescher Markt, wo der große Trubel herrscht.

Dreimal größer werden soll ihr Geschäft für Designermobiliar. Es wird ein „tolles Gebäude“, in das sie ziehen will, und sie hat schon jetzt wegen des geplanten Umzugs viel um die Ohren. „Man hat’s schwer als Jungunternehmerin“, sagt sie, aber das klingt so, als ob sie’s lässig nimmt und stolz ist, viele Hürden genommen zu haben. Edles Wohnmobiliar verkauft sie, „hochpreisiges Niveau, beste Kollektionen“, und sie lässt die gelernte Werbefachfrau spüren, wenn sie davon spricht, Inszenierungen zu schaffen oder eine positive Atmosphäre. „Ein schönes Zuhause ist gerade heute noch wichtiger geworden“, sagt sie und erinnert sich an die Zeit nach dem 11. September, als viele in der Branche, auch sie, in ein Loch fielen, weil keiner mehr Möbel kaufen wollte.

Neu anzufangen ist für Claudia Ruhsek nichts Neues. Im württembergischen Backnang wurde sie geboren, am Bodensee wuchs sie auf, in Stuttgart studierte sie Grafikdesign, in Hamburg und London arbeitete sie in der Werbung. Es waren immer wieder Anfänge, spannend, mit ungewissem Ausgang. Vor viereinhalb Jahren verschlug es sie mit der Hauptstadtwelle nach Berlin. Auch das war ein Anfang, der mit Vergangenem brach.

Christian van Lessen

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