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Berlin: Ein Park nach Wunsch

Das Gleisdreieck ist eine Brache in bester Lage. Nun sollen Berliner sagen, was daraus werden soll

Vom Technikmuseum her glänzt die schwarze Kuppe des Wasserturms in der Sonne wie eine Pickelhaube. Im Norden sind die Hochhäuser des Potsdamer Platzes zum Greifen nahe. Oben quietscht die U2 über ihr stählernes Viadukt, ein Stück weiter hinten rumpelt die U1. Nebenan arbeiten Bauleute an dem Tunnelmund, der ab Mai 2006 fast im Minutentakt Züge auf der Nord-Süd-Trasse schlucken und ausspucken wird. Und ringsherum harrt die so genannte Spontanvegetation der Dinge – und das seit Jahrzehnten. So lange schon liegt das Gelände am Gleisdreieck brach, nachdem Potsdamer und Anhalter Güterbahnhof sowie zuletzt der Postbahnhof stillgelegt wurden. Jetzt soll die letzte große Brachfläche in der Mitte der Stadt zu neuem Leben erweckt werden – und alle sind eingeladen, sich zu beteiligen.

Unter Regie der Stadtentwicklungsverwaltung können Interessierte an diesem und dem kommenden Wochenende Spaziergänge über das 32 Hektar große Gelände zwischen Landwehrkanal und Yorckbrücken unternehmen und anschließend bei einem Workshop erzählen, was ihnen vorschwebt. Nur ein paar Vorgaben existieren: Das Gelände muss ein Park werden, der quer und längs von Geh- und Radwegen durchzogen wird. Außerdem gibt es eine Fußgängerbrücke über den Landwehrkanal zum Tilla-Durieux-Park – und damit fast zum Potsdamer Platz. Zubetoniert werden darf die Fläche nicht, weil sie als gesetzlich vorgeschriebener Ausgleich für die Bauten am Potsdamer Platz dient. Die dortigen Anlieger haben 24 Millionen Euro auf ein Sonderkonto überwiesen, das auch in Zeiten größter Haushaltsnot nicht zum Stopfen anderer Löcher verwendet werden darf. Und klar ist auch, dass hier kein Hochwald wachsen wird, weil Bahntunnel den Boden durchziehen: Im Osten die U7, im Westen S1 und S2 und mittendrin die neue Fernbahn.

Die Vorschläge der Berliner sollen in die Vorgaben für den Wettbewerb der Landschaftsplaner eingehen, der noch in diesem Jahr beginnt. Im Frühjahr sollen die attraktivsten Entwürfe präsentiert und diskutiert werden. Gebaut wird nach dem Willen des Senats ab 2007 – erst im östlichen, später im westlichen Teil des Geländes. Bis dahin kann auch der Golfplatz am Schöneberger Ufer bleiben.

Online kann schon seit der vergangenen Woche debattiert werden. In der Rubrik „Das Gleisdreieck ist für mich…“ finden sich Gedanken wie „…ein Ort, wo der Blick auch mal in die Ferne schweifen kann“, oder: „…ein Dschungel mitten in der Großstadt, der hoffentlich nicht niedergetrampelt wird“. „Nichts für Hunde“, schreibt ein anderer. Und ein weiterer: „ …der Auslaufplatz für meinen Hund Emil“. Es werden also eine Menge Wünsche sein, die die Planer unter einen Hut bringen müssen.

Führungen und Workshops an diesem und dem nächsten Wochenende stündlich von 10 bis 14 Uhr ab Bahnhof Gleisdreieck, Ausgang Luckenwalder Straße. Am Sonntag (30.10.) um 11 Uhr nimmt Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer teil. Infos und Diskussion online: www.gleisdreieck-dialog.de

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