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Berlin: Ein Stück DDR-Geschichte enthüllt

Seit gestern erinnern Informationstafeln an den ehemaligen Stasi-Sperrbezirk in Hohenschönhausen. „Ehemalige“ ließen sich nicht blicken

Hubertus Knabe war die Erleichterung anzumerken. „Ich bin froh, dass die Stasi heute nicht angerückt ist.“ Der Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, dem ehemaligen Stasi-Gefängnis, konnte ungestört eine Informationstafel enthüllen, die auf den einstigen Sperrbezirk hinweist. Vier dieser Infotafeln stehen nun in der Umgebung des Stasi-Gefängnisses und weisen auf das hin, wovon nur noch leere Gebäudehüllen zeugen: das „Speziallager“ der sowjetischen Geheimpolizei, die Spionage-Werkstatt der Stasi und die äußere Mauer, die den Sperrbezirk begrenzte. Von dieser Mauer sind nur noch Fundamente geblieben.

Die schlichten Tafeln hatten einen heftigen Streit über die Deutungshoheit der DDR-Geschichte ausgelöst. Die PDS im Bezirk Lichtenberg wehrte sich gegen die Tafeln, aber vor allem ehemalige Stasi- Offiziere machten Front. Sie agitierten auf einer Bürgerversammlung und verhöhnten ehemalige Inhaftierte. Gerüchte gingen um, sie würden auch die Enthüllung der Infostelen stören. Diesmal blieb der Eklat aber aus.

Knabe wertet die Tafeln als „Zeichen gegen den Geschichtsrevisionismus“, der von alten Stasi-Kadern immer unverblümter betrieben werde. Diese Kader seien inzwischen gut organisiert. Ihre nächste Propagandaaktion laut Knabe: Der 60. Jahrestag der DDR-Grenztruppen am 1. Dezember. Der Bezirk Lichtenberg will zehn weitere Informationstafeln aufstellen. Außerdem soll der Verlauf der Grenzmauer markiert werden. Einige Anwohner, die unmittelbar am Stasi-Gefängnis Häuser gebaut haben, befürchten nun einen Wertverlust für ihre Grundstücke. Andere sind froh über die neue Beschilderung. „Sonst weiß doch keiner, dass hier die terra incognita begann“, sagt eine Anwohnerin. loy

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