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Berlin: "Ein unglaubliches Motiv für einen Mord"

Vor acht Jahren starb Doris Kirche an ihrem Arbeitsplatz durch einen Kopfschuss. Sie wurde von zwei griechischen Auftragskillern ermordet, weil sie ihre günstige Wohnung in der Nassauischen Straße in Wilmersdorf nicht verlassen wollte.

Vor acht Jahren starb Doris Kirche an ihrem Arbeitsplatz durch einen Kopfschuss. Sie wurde von zwei griechischen Auftragskillern ermordet, weil sie ihre günstige Wohnung in der Nassauischen Straße in Wilmersdorf nicht verlassen wollte. Zu dieser Überzeugung kam gestern das Landgericht in einem zweiten Prozess um den Tod der Buchhalterin. Die Richter sahen in dem Angeklagten Georgios D. einen der beiden Lohnkiller. Wegen gemeinschaftlichen Mordes wurde der 29-Jährige zu 14 Jahren Haft verurteilt. Um eine lebenslange Haft kam er herum, weil er damals erst 20 Jahre alt war.

"Es ist ein unglaubliches Motiv für einen Mord", sagte der Vorsitzende Richter. Georgios D. sei einer der Männer gewesen, die Doris Kirche im Auftrag eines Maklers erschossen hätten. Weil sie ihre Wohnung nicht aufgeben wollte und dadurch einem lukrativen Verkauf der Immobilie im Wege stand. Drahtzieher sei Makler Eberhard H. gewesen. Um "ein wenig nachzuhelfen" habe er die Griechen angeheuert.

Doris Kirche bewohnte seit 1978 für 800 Mark eine 170 Quadratmeter große Wohnung. 1989 hatte ein Zahnarzt die Wohnung für etwa 400 000 Mark gekauft. Erst nach Vertragsschluss erkannte er, dass der Mietvertrag keine Mieterhöhung zuließ. Als alle Versuche, die Mieterin auch mit Geld zum Auszug zu bewegen, scheiterten, versprach der Makler, "das Problem zu lösen".

Erst fünf Jahre nach der Tat stießen die Fahnder auf die möglichen Täter und das Motiv. Schon vor zwei Jahren verurteilte das Landgericht den 57-jährigen Makler und den 33-jährigen Griechen Joannis S. zu lebenslanger Haft. Damals galt Georgios D. als flüchtig. Im vergangenen November wurde er an der bulgarisch-griechischen Grenze gefasst. Wie sein Landsmann und der Makler bestritt er eine Tatbeteiligung. "Ich habe nicht mitgemacht", beteuerte der inzwischen verheiratete Familienvater. Es sei sein "Pech" gewesen, dass er mit den beiden anderen früher Geschäfte gemacht habe.

Die Richter aber hatten keine Zweifel. Aus ihrer Sicht war D. derjenige, der seinem älteren Landsmann S. "gesagt hat, was Sache ist" und der bei dem Mord Schmiere stand. "In der Gesamtbewertung deuten alle Beweismittel in die gleiche Richtung", hieß es im Urteil. Da war vor allem die Aussage des inhaftierten "Toni", der den Fahndern den entscheidenden Tipp gegeben hatte. Unklar blieb für die Richter nur, ob der Zahnarzt über den Mordplan informiert war. Der Mann, dem keine Tatbeteiligung nachgewiesen werden konnte, hatte die Wohnung von Doris Kirche später für den doppelten Preis verkauft.

Kerstin Gehrke

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