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Berlin: Ein warmes Bett fürs Handy

Kein Schaf in Sicht, aber jede Menge Filz aus Merinowolle. Das ist das Feinste, was so ein Tier zu bieten hat, um unsere Füße zu wärmen, unseren Leib einzuhüllen, die Ohren vor dem Eiswind zu schützen und nun endlich auch unserem Handy ein Zuhause zu geben.

Kein Schaf in Sicht, aber jede Menge Filz aus Merinowolle. Das ist das Feinste, was so ein Tier zu bieten hat, um unsere Füße zu wärmen, unseren Leib einzuhüllen, die Ohren vor dem Eiswind zu schützen und nun endlich auch unserem Handy ein Zuhause zu geben. Wer bei "HUTup" im Showroom steht, lernt das Wort Filz neu buchstabieren. Der hat seine Kinderstube längst hinter sich, und Christine Birkle ist erst 36 und spielt schon in der ersten Designer-Liga. Filz ist ihr Element, darauf verwendet sie alle Kraft, Nacht für Nacht. In Hoch-Zeiten helfen ihr bis zu zehn Frauen, dann raschelt und schäumt es, wenn sich die von Seifenlauge gesättigte Merinowolle, Mull und Organza miteinander verzahnen. In einer Stunden dauernden Rollkur vereinigen sich Haar und zartes Gewebe zu einem festen und ganz und gar mürbe durchscheinenden Tuch.

Daraus macht Christine Birkle Kleider so leicht wie Engelshaar, ganz weich wie Fell. Filz liegt voll im Trend, und weil unsere Kleiderschränke schon ächzen, bekommt endlich unser Heim ein zeitgemäßes Kleid: Weg mit den selbstgestrickten Eierwärmern, die Zipfelmützenarmee Christine Birkles bringt Stimmung auf den Frühstückstisch, zärtlich weiße Vasen halten unsere Blumen. Wir haben jetzt kuschelige Weinkühler zum Schultern und solche mit kurzen Henkeln, die sind elegant wie Handtaschen, über Rotweinflecken reden wir jetzt nicht.

Seit ihrem Modestudium Anfang der Neunziger hat sie nicht aufgehört zu Filzen, kommt schon aus einem kunsthandwerklichen Elternhaus, und seit über einem Jahr verkauft sie in ihrem eigenen Laden die darüber im Atelier gefertigten Kleider, Accessoires und jetzt die Home Collection.

Die gerade erst sanierten Heckmann-Höfe in Berlins Mitte betritt der Flaneur von der Oranienburger Straße her. Die meisten der haarigen Creationen ersteht der Kunde dort in Christine Birkles Laden. So ein Eierwärmer kostet 35 Mark, das teuerste und größte sind ein Teppich aus Merinowolle (1875 Mark) und eine Bettdecke zum gleichen Preis. Die gesamte Home Collection ist in einem Minikatalog nebst Preisliste zusammengestellt. Die Handytaschen sind der Hit, "die sind mega bestellt worden", strahlt Christine Birkle. Sie sehen aus wie Luxusbettchen für Hamster, die Füllhaltertaschen wie kleine Schlafsäcke, sogar unser geheimes Tagebuch kriegt ein edles Gewand. Gerade hat sie ihre Produkte auf der Pariser "Maison & Objet" vorgestellt, da waren schon Prada und Kenzo zur Stelle, und das Kultkaufhaus Takashimaja in New York orderte eine Ladung Flachteddies.

Für den Winter ist vorgesorgt. Das Bett bedeckt eine dreischichtige Decke, die Füße wärmt die elegant eingekleidete Wärmflasche, eine andere ist versteckt im Kissen. Kleine filzene Schläppchen stehen bereit in allerliebsten Farben, Kissen, Vorhänge, Tischdecken und Teekannenwärmer. "Die Ideen entwickeln sich aus dem Material", erklärt sie, die Farben sind saisonal. Das gilt für ihre Couture, für die Home Collection und für die Accessoires. Immer ist Cremeweiß die Basis. Das wird jetzt mit Dunkelgrau kombiniert, Shocking-Pink, Lila, Rosé und Scarlet-Rot bringen Leben ins Gespinst.HUTup. Christine Birkle. Atelier & Showroom. Oranienburger Straße 32, Heckmann-Höfe. 10117 Berlin, Telefon 030 / 28 38 61 05, Fax 28 38 61 06.

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