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Einbrecher, in Berlin waren sie im vergangenen Jahr vor allem in Mitte, Tiergarten und Spandau, sowie in Dahlem und Grundewald aktiv.

© dpa

Einbrüche in Berlin: Mit Handzetteln gegen Verbrecherbanden

Innensenator Frank Henkel will, dass sich Berliner sicherer fühlen. Dafür zeigt die Polizei nicht nur höhere Präsenz, sondern richtete auch ein "Servicebüro" am Bahnhof Zoo ein.

Sie sind von Haus zu Haus gegangen, haben an Türen geklingelt und den Mietern persönlich Zettel mit Tipps zur Wohnungssicherung in die Hand gedrückt: Die Aufklärungskampagne von Polizeischülern im Innenstadtbereich Anfang Dezember war nur eine von vielen Aktionen, mit denen die Polizei versucht, die Masse der Wohnungseinbrüche zu bekämpfen. Denn vor rund sieben Monaten hatte Innensenator Frank Henkel (CDU) eine Ankündigung gemacht: Er wolle das Sicherheitsgefühl der Menschen in der Stadt verbessern. Einer der Schwerpunkte: Wohnraumeinbrüche.

Im Jahr 2011 war die Zahl der Taten gegenüber dem Vorjahr um 26 Prozent auf rund 11 000 gestiegen. Vor allem in Mitte, Tiergarten und Spandau sowie in den Einfamilienhausgegenden in Dahlem und Grunewald waren Einbrecher aktiv. Woher die Kriminellen überwiegend kommen, weiß die Polizei auch: Es handele sich um „reisende Tätergruppen aus Südosteuropa“, sagt ein Polizeisprecher. Nun kümmert sich der „Zentrale Ansprechpartner für Wohnraumeinbrüche“ (ZAP) in der Direktion 3 in Mitte um die Koordinierung der Einsätze im Kampf gegen die Einbrecherbanden. So sollen Täter gezielt aufgespürt und „beweissicher festgenommen werden“, wie ein Polizeisprecher sagt, „um dann auch möglichst einen Haftbefehl erwirken zu können“. Operative Teams observierten nun strukturierter, die Telefonüberwachung Verdächtiger sei verbessert worden, ebenso wie die Auswertung von Einsätzen.

Die Polizei spricht von ersten Erfolgen. Aus Ermittlerkreisen ist allerdings zu hören, die hohe Zahl der Taten habe sich offenbar nicht groß verändert. Die Polizeiliche Kriminalstatistik mit den offiziellen Zahlen für 2012 soll Mitte April veröffentlicht werden. Die Quote der Haftbefehle nach Vorführungen von Tatverdächtigen habe sich allerdings auf 80 Prozent erhöht gegenüber 2010, wo nur gegen rund 55 Prozent der mutmaßlichen Einbrecher ein Haftbefehl erging. „Das spricht dafür, dass sich die Qualität der Beweise verbessert hat“, sagt ein Polizeisprecher.

Auch die Prävention, darunter die Aufklärungskampagne mit Handzetteln, zeige Erfolge: Seit 2010 hat sich die Zahl der Hinweise über den Polizeinotruf 110 deutlich gesteigert. „Die Bürger sind durch die Aufklärung sensibilisierter und rufen öfter an“, heißt es. Zudem hatte Henkel veranlasst, die Öffnungszeiten der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle auszuweiten und die Beratungsgebühr abzuschaffen. Die ersten 30 Minuten sind jetzt wieder kostenlos. Ob die Gespräche, die der Innensenator mit Vertretern der rumänischen Botschaft geführt hat, zur Verbesserung der Situation beitragen konnten, bleibt unklar. Sie unterlägen der Vertraulichkeit, heißt es in der Innenverwaltung.

Aber auch jenseits des Schwerpunkts im Kampf gegen Wohnungseinbrüche ist die Polizei aktiv geworden, um das Sicherheitsgefühl zu verbessern. Eine der Forderungen war eine höhere Präsenz und Sichtbarkeit der Polizei im Stadtbild. Nach der tödlichen Attacke auf Jonny K. am Alexanderplatz gibt es nun mobile Wachen am Alex und am Breitscheidplatz sowie ein neues „Servicebüro“ der Berliner Polizei in den Räumen der Bundespolizei am Bahnhof Zoo. Zudem wies der Innensenator an, dass mehr Beamte zu Fuß durch die City-West auf Streife gehen – allein schon mehr blaue Uniformen auf der Straße sollen den Bürgern offenbar ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Die im Koalitionsvertrag vereinbarten 250 zusätzlichen Polizisten, die kommen sollen, „befinden sich derzeit in der Ausbildung“, heißt es in der Innenverwaltung.

Ruhiger geworden – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – ist es auch um die Machenschaften der rivalisierenden Rockergruppen in der Stadt. Hier hatte Henkel den Club „Hells Angels MC Berlin City“ verbieten lassen. Aber auch der Verkehr soll sicherer gemacht werden. Ab 2014 soll eine eigene Fahrradstaffel der Polizei in der Innenstadt eingesetzt werden, um Verkehrsvergehen zu ahnden und das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Ein weiteres Dauerthema, die Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr, sei ebenfalls in Angriff genommen worden, heißt es bei der Polizei. Gegen Drogenhandel in der U-Bahn und andere Kriminalität sei die Zahl der Einsätze erhöht sowie die Videoüberwachung ausgebaut worden. Alle U-Bahnen sind nun videoüberwacht, die Umrüstung auf hochauflösende Kameras ist in vollem Gange. Zudem ist die Speicherfrist bei der BVG von 24 auf 48 Stunden verdoppelt worden. Aber auch hier gilt: Belastbare Zahlen zur Bilanz wird es erst Mitte April geben, wenn die Polizeiliche Kriminalstatistik vorgestellt wird.

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