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Ein britischer und ein deutscher Reisepass.

© dpa

Einbürgerungen in Berlin: Die Briten kommen

2016 gab es in Berlin 6127 Einbürgerungen. Nicht nur Türken und Polen werden Deutsche. Deutlich erhöht hat sich die Zahl der Briten.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Manchmal gibt es einen Festakt, mit Reden und Musik, bei dem zum Schluss die deutsche Nationalhymne gesungen wird. Aber auch ohne große Feier ist jeder neue Deutsche froh, wenn er die Einbürgerungsprozedur hinter sich hat – und die amtliche Urkunde in der Hand hält. In Berlin haben seit dem Mauerfall über 200 000 ausländische Bürger die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, im vergangenen Jahr waren es 6127. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Einbürgerungen in der Hauptstadt auf diesem Niveau eingepegelt, vorher waren es deutlich mehr.

Die meisten Neudeutschen leben im westlichen Teil Berlins, vor allem in Wedding und Neukölln, Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg und Kreuzberg. Das hat den einfachen Grund, dass dort der Anteil der migrantischen Bevölkerung traditionell besonders hoch ist. Während in Neukölln im letzten Jahr rund 900 Menschen eingebürgert wurden, waren es in Marzahn-Hellersdorf nicht einmal 200. Selbst im dicht bewohnten und bunt bevölkerten Pankow gab es 2016 nicht einmal 300 Ausländer, die den deutschen Pass erhalten haben.

Es überrascht auch nicht, dass es vor allem Türken und Polen sind, die sich in Berlin einbürgern lassen. Denn es sind mit Abstand die beiden größten Ausländergruppen, die in Berlin leben. Fast jeder vierte Bürger ohne deutschen Pass stammt aus diesen beiden Ländern. Rund 98 000 Türken und 56 000 Polen. Ein knappes Prozent von ihnen hat sich 2016 in Berlin einbürgern lassen. Weniger bekannt ist, dass Libanesen und Vietnamesen, aber auch Iraner schon seit Jahren überdurchschnittlich einbürgerungswillig sind. Und es haben im vergangenen Jahr auch 126 Syrer und 95 Iraker die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.

Die Vorraussetzungen

Deutlich erhöht hat sich die Zahl der Briten, die einen deutschen Pass beantragt haben. 2016, im Jahr der Brexitsabstimmung, ließen sich 178 Bürger des Vereinigten Königreichs in Berlin einbürgern. Davor waren es jährlich weniger als 50. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend erst einmal fortsetzen wird. Immerhin leben in der deutschen Hauptstadt rund 15 000 Briten, viele von ihnen schon sehr lange, da dürfte die Einbürgerung kein großes Problem sein. Denn wer Deutscher werden will, muss in der Regel mindestens acht Jahre „rechtmäßig seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland“ haben und einen gesichertes Aufenthaltsrecht besitzen. Nur wer in Deutschland geboren wurde und ausländische Eltern (oder ein Elternteil) hat, erwirbt unter bestimmten Umständen die deutsche Staatsbürgerschaft per Geburt.

Außerdem müssen Einbürgerungswillige selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können, über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, keine Vorstrafen haben und sich zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung bekennen. Vorausgesetzt werden auch „Kenntnisse der Rechts- und Gesellschaftsordnung“. Wenn kein Anrecht auf eine doppelte Staatsbürgerschaft besteht, muss die bisherige Staatsbürgerschaft aufgegeben werden. An den Finanzen dürfte die Einbürgerung nicht scheitern. Die Gebühr beträgt 255 Euro, für Kinder 55 Euro.

Vor allem Kinder eingebürgert

Die Berliner Behörden haben es sich zum Ziel gesetzt, jeden Einbürgerungsantrag „nach Möglichkeit“ innerhalb eines halben Jahres zu bearbeiten. Je nach Lage des Einzelfalls kann es viel länger dauern, aber auch deutlich zügiger vonstatten gehen. Zuständig sind die Bezirksämter, denen dafür 56 Vollzeitstellen zur Verfügung stehen, die offenbar unterschiedlich effektiv eingesetzt werden. So schafft Pankow rund 400 Anträge pro Stelle und Jahr, Marzahn-Hellersdorf nur 140. Aus Sicht der Betroffenen ist die Erstberatung, die einer Antragstellung vorausgeht, in manchen Bezirken das Nadelöhr. Während nach Angaben des Bezirksamts Neukölln „zeitnah“ und ohne Terminvereinbarung beraten wird, räumt der Bezirk Mitte ein, dass wegen der „eklatant angestiegenen Nachfrage“ die Wartezeit für eine erste Beratung momentan ein Jahr beträgt. In den meisten Bezirksämtern geht es aber deutlich flotter.

Im vergangenen Jahr wurden, laut dem neuen Bericht des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, vor allem Kinder und jüngere Menschen in Berlin eingebürgert. Ausländer über 50 Jahre, die noch Deutsche werden wollen, gehören zu einer kleinen Minderheit. Der Senat hatte übrigens 2013 eine Kampagne zur Einbürgerung junger Migranten gestartet. Unter dem Motto: „Deine Stadt, dein Land, dein Pass“. Trotzdem ist die Zahl der Einbürgerungen seitdem sogar leicht rückläufig.

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