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Berlin: Eine Bühne für Terroristen

Im Hebbel-Theater dürfen Sympathisanten zweier griechischer Organisationen werben. Der Verfassungsschutz ist beunruhigt

Die Verbindung erscheint problematisch. Das vom Land Berlin mit jährlich vier Millionen Euro finanzierte HebbelTheater in Kreuzberg stellt den Saal in seinem Haus „Hau zwei“ am Halleschen Ufer mutmaßlichen Sympathisanten griechischer Terrorgruppen zur Verfügung. Für den heutigen Sonnabend ist unter dem Motto „Griechenland – Widerstand und Repression“ eine Diskussion über die Haftbedingungen für Mitglieder der linksextremen Gruppen „17. November“ und „ELA“ (Revolutionärer Volkskampf) angekündigt. Die inzwischen aufgelösten Organisationen haben in Griechenland jahrzehntelang Anschläge begangen, bis hin zu tödlichen Attentaten. Allein der „17. November“ ist für 23 Morde an Politikern, Diplomaten, Journalisten und Unternehmern verantwortlich.

Im Internet nennt das Hebbel-Theater als Veranstalter des Abends eine Initiative „Militante Utopien“ und verweist für weitere Informationen auf eine Homepage mit dem Titel „Widerstand und Repression in Griechenland“. Dort heißt es, „wir machen diese Veranstaltung in kritischer Solidarität mit den Gefangenen und dem griechischen Widerstand“. Auftreten soll unter anderem die Anwältin des Terroristen Dimitras Koufotinas. Ein Gericht in Athen hatte vor zwei Jahren das ehemalige Mitglied des „17. November“ wegen des Mordes an einem britischen Diplomaten zu lebenslanger Haft verurteilt. Auf der Homepage wird außerdem angekündigt, ein Teil des am Sonnabend eingenommenen Geldes – die Rede ist von „Überschüssen“ – gehe nach Griechenland. Wer genau der Empfänger sein soll, wird nicht gesagt.

„Es ist immer bedenklich, wenn der Verdacht besteht, dass Geld extremistischen Gruppierungen zugute kommen soll“, sagte der Sprecher des Berliner Verfassungsschutzes, Claus Guggenberger. Das Hebbel-Theater hat aber offenbar kaum Bedenken, den Anhängern einer „kritischen Solidarität“ mit linksextremen Terroristen einen Saal zu vermieten. Sie könne nicht beurteilen, ob die Veranstaltung problematisch sei, sagte die Sprecherin des Theaters, Kirsten Hehmeyer. Mit der ihr unbekannten Initiative „Militante Utopien“ habe man das erste Mal zu tun.

Hehmeyer betonte, die Veranstaltung sei von der Gruppierung „Act!“ an das Theater „herangetragen worden“. Mit Act! habe man schon häufig zu tun gehabt. Was Hehmeyer nicht sagte: Bei Act! handelt es sich um ein Bündnis, das vier Gruppen der Berliner Autonomen im vergangenen Jahr gegründet haben. Im „Kommuniqué No.1“ heißt es, „Act! wird militante, also unversöhnliche Standpunkte beziehen“. Laut Verfassungsschutz sind Act!-Leute bei Demonstrationen mit Straftaten aufgefallen.

Was Kultursenator Thomas Flierl über den Vorgang denkt, war gestern nicht zu erfahren. Die Anfrage zu einer Stellungnahme blieb unbeantwortet.

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