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Berlin: Eine defekte Gasheizung brachte den Tod

Überraschende Wendung nach Noteinsatz: Mann starb nicht an Infektion, sondern durch Kohlenmonoxid – vermutlich Abzug dicht

Die mysteriöse Infektionskrankheit war eine Kohlenmonoxid-Vergiftung: In der Nacht zum Montag stellten Ärzte fest, dass der am Sonntag in seiner Wohnung an der Konrad-Wolf-Straße in Hohenschönhausen überraschend gestorbene Mann keineswegs durch eine Hirnhautentzündung oder eine andere schwer erklärliche Ansteckung zu Tode kam – sondern durch hohe Kohlenmonoxidwerte (CO) in der Luft als Folge einer ungewarteten Gasetagenheizung.

Mit großer Wahrscheinlichkeit sei der Abzug dicht gewesen, sagten gestern vom Tagesspiegel befragte Installateure. Wie berichtet, war ein Notarzt-Team am Sonntag zu dem 45-jährigen bewusstlosen Mann gerufen worden. Doch sofortige Wiederbelebungsversuche waren erfolglos, er starb noch in der Wohnung. Da auch seine Frau einen fiebrigen, abwesenden Eindruck machte und weitere Symptome hatte, die auf eine hochansteckende Hirnhautentzündung hinwiesen, wurde sie auf die Infektionsstation des Virchow-Klinikums in Wedding verlegt.

Außerdem schickte der Amtsarzt alle Kontaktpersonen in Quarantäne: einen Jungen, der bei dem Ehepaar zu Besuch war, und das Notarztteam. Seit Montagfrüh ist die Quarantäne wieder aufgehoben. Die Frau wird noch beobachtet, es geht ihr aber besser. Die überraschende Wendung trat ein, nachdem sich bei der Obduktion des Toten herausstellte, dass er an einer CO-Vergiftung starb. Daraufhin untersuchte die Kripo nochmals die Wohnung, stellten stark erhöhte Kohlenmonoxidwerte in der Luft fest und ließ die Heizanlage untersuchen. Das Ergebnis steht noch aus.

Kohlenmonoxid ist farblos und geruchslos und deshalb als Gift besonders tückisch. Es verdrängt den Sauerstoff im Blut und erzeugt undifferenzierte Vergiftungssymptome von Abgeschlagenheit bis zu Fieber, die man schwer einordnen kann. Es entsteht bei der Verbrennung des Erdgases in der Therme, wird aber normalerweise über den Abzug zum Schornstein geleitet. Das funktioniert allerdings nur mit einem freien Kamin und bei ständiger Frischluftzufuhr durch spezielle Schlitze in Türen und Fenstern. Nur so entsteht ein ausreichender Sog.

„Um das sicherzustellen, muss die Anlage einmal pro Jahr vom Schornsteinfeger und Installateuren gewartet werden“, sagt der Obermeister der Installateure, Hubert Minte. Und die Luftschlitze dürfe man auf keinen Fall zuhängen. In der Praxis hat er schon „schlimme Sachen“ gesehen – bis zu Kaminen, an die illegal weitere Thermen angeschlossen wurden, obwohl ihre Kapazität nicht ausreichte. Christoph Stollowsky

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