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Berlin: Eine Diskussion über das Verhältnis von Kultur und Wirtschaft in Berlin und in der Hansestadt

In Hamburg hat der Name des Berliner Kultursenators einen ganz eigenen Klang: "Stölzl", wie "spitzer Stein". Über den stolperte der neue Amtsinhaber aber zum Glück nicht, als er am Dienstagabend mit Kulturmachern und -politikern aus der Hansestadt über das Verhältnis von "Wirtschaft und Kultur in Metropolen" diskutierte.

In Hamburg hat der Name des Berliner Kultursenators einen ganz eigenen Klang: "Stölzl", wie "spitzer Stein". Über den stolperte der neue Amtsinhaber aber zum Glück nicht, als er am Dienstagabend mit Kulturmachern und -politikern aus der Hansestadt über das Verhältnis von "Wirtschaft und Kultur in Metropolen" diskutierte. Im Gegenteil: Nach seinem enttäuschenden Auftritt am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses präsentierte er sich in Bestform: Geistreich, redegewandt und immer zu einem Bonmot aufgelegt.

Er hatte sich wohl von seinen Zuhörern animieren lassen. Denn der Einladung von Hamburger Landesvertretung und Hamburger Handelskammer war ein erlauchtes Publikum in den Kaisersaal der Parlamentarischen Gesellschaft direkt hinterm Reichstag gefolgt: Feines Tuch bei den Damen, Goldknöpfe an den Zweireihern der Herren - wer hier war, kannte sich aus mit dem, worüber auf dem Podium diskutiert wurde.

Die Zusammenarbeit zwischen denen, die Geld haben und denen, die für Kultur Geld brauchen, funktioniert in Hamburg wesentlich besser als in der deutschen Hauptstadt: 15 Millionen Mark Spenden konnte die Kulturbehörde der Hansestadt im Jahr 1998 verbuchen. 43 Prozent der Hamburger Unternehmer engagieren sich im kulturellen Bereich. Davon kann Chistoph Stölzl nur träumen. "In Berlin ist die Kaufkraft so gering, dass noch nicht einmal die Unterhaltungsindustrie funktioniert", brachte er das Dilemma auf den Punkt. "Das Berliner Großbürgertum ist entweder von den Nazis ermordet worden oder während des Kalten Kriegs abgewandert."

Das konnte Peter-Klaus Schuster leider nur bestätigen: "Gibt es in Berlin überhaupt eine Gesellschaft, die man als Sponsoren werben kann?", fragte der Generaldirektor der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz etwas bitter, nachdem sein Kollege Uwe Schneede berichtete hatte, wie gut die Hamburger Kunsthalle seit ihrer Umwandlung vom Staatsbetrieb in eine Stiftung öffentlichen Rechts mit wohltätigen Spendern zusammenarbeitet.

Wie das mit dem Mäzenatentum in Hamburg funktioniert, schilderte die Unternehmerin Brigitte Feldtmann: Nachdem sie mit 24 Jahren den väterlichen Röhrengroßhandel übernommen hatte, lernte sie in den hanseatischen Unternehmerkreisen Personen kennen, die zu Vorbildern ihres eigenen kulturellen Engagements wurden. Heute vergibt sie Aufträge an junge Komponisten und lässt die entstehenden Werke in ihrer Firmenzentrale aufführen.

Die Hamburger Kultursenatorin Chistina Weiss wusste allerdings auch ein Lied davon zu singen, dass nicht jedes unternehmerische Engagement gleich in so glückliche Bahnen läuft: "Es ist eine zähe, langwierige Arbeit, die spendenbereiten Industriellen davon zu überzeugen, dass es sinnvoller ist, Geld in bereits bestehende Institutionen zu investieren, als noch einen neuen Preis zu erfinden." Trotzdem habe Berlin allen Grund, neidisch nach Hamburg zu blicken, resümierte Chistoph Stölzl. Schließlich funktioniere in den alten großbürgerlichen Strukturen der Hansestadt noch die "Klingelbeutel-Methode". Nach dem Motto: Wenn mein Nachbar so viel gegeben hat, kann ich nicht weniger hineintun. "Bis es bei uns in Berlin einmal soweit sein wird, werden wir alle noch alt und grau."

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