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Berlin: Eine Frau für den Alex

Annabelle Berger will in Mitte die Berolina wieder aufbauen

Einst thronte sie über dem Alexanderplatz, stolz und mächtig, den linken Arm einladend ausgestreckt. Die kupferne, 14 Meter hohe Berolina symbolisierte ein halbes Jahrhundert lang die Stadt und ihre Bewohner. Bald soll sie das wieder tun, wenn es nach dem Willen von Annabelle Berger geht.

Sie gründete vor zwei Jahren den „Förderverein Wiedererstellung und Pflege der Berolina e.V.“ Die Statue wurde 1889 bei einem Besuch von Italiens König Umberto zunächst zeitweise aus Gips am Potsdamer Platz aufgestellt. Weil die Berliner sie so sehr mochten, wurde sie sechs Jahre später schließlich aus Kupfer auf den Alex platziert. Wegen des U-Bahn-Baus wurde sie 1927 demontiert, 1933 aber wieder aufgebaut. Im zweiten Weltkrieg verschwand sie jedoch endgültig, vermutlich wurde sie eingeschmolzen, um aus ihrem Torso Kriegsgerät herzustellen.

Der Alexanderplatz wurde in der DDR völlig umgestaltet, und nachdem 1985 Bauarbeiter auch den Sockel entfernt hatten, geriet die Berolina in Vergessenheit. Nicht aber bei Annabelle Berger. „Es wäre doch schade, wenn der Alex gar nichts Historisches mehr hätte“, sagt sie. Die geplante Neugestaltung des Alexanderplatzes will Berger nun nutzen, um ihm sein Wahrzeichen zurück zu geben. Im Internet ( www.berolina-standbild.de ) wirbt sie für ihre Idee wie auch im Theater der „Stachelschweine“ im Europa- Center bei einer Informationsveranstaltung am kommenden Sonntag (11 Uhr).

Der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung setzte sie immerhin auf die Liste mit Vorschlägen, die sie den Berlinern zu Diskussionszwecken präsentierte. Allerdings wies man darauf hin, dass keine Gussform mehr existiere und der ursprüngliche Standort zu dicht an der Weltzeituhr liege. Inzwischen ist die Befragung abgeschlossen, der Bericht stellt fest, dass die Meinungen zur Berolina „recht verschieden“ sind. „Einige empfinden diesen Vorschlag als rückwärts gewandt, andere stehen ihm positiver gegenüber“, sagt Berger. Eine Entscheidung zur Platzgestaltung soll im Herbst fallen.

Für Berger ist die Sache klar. Sie hat Angebote von drei Firmen, die die Berolina rekonstruieren wollen. 600 000 Euro kostet das. Viel Geld, das nach Bergers Ansicht nur von den Berlinern selbst kommen dürfte, die die Statue einst so geliebt hatten. Dazu will sie mit Hilfe von „Kaufhof“ am Alex eine große Sparbüchse aufstellen lassen. „Die Berolina sollte von den Berolinern gespendet werden“, sagt sie grinsend. „Jeder gibt 50 Cent, dann steht das Ding.“

Christian Hönicke

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