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Berlin: Eine ganz Große – und eine von uns

Familie, Freunde und Fans nahmen Abschied von Brigitte Mira. Die Schauspielerin wurde in einem Ehrengrab beigesetzt

Sie wollte hinter der Bühne abtreten, „mit einem Lächeln, damit es noch mal ein schönes Foto gibt“. Dieser Wunsch Brigitte Miras ist nicht ganz in Erfüllung gegangen – aber sie hat „ein biblisches Alter erreicht in großer Klarheit“, wie es ihre Freundin, die Filmproduzentin Regina Ziegler, am Dienstagmittag auf dem Trauergottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sagte. „Befiehl du deine Wege“ war das Lied, das sich die Familie, die Söhne Thomas und Robert, zusammen mit Pfarrer Knut Soppa ausgesucht hatten. Dazu spielten der Pianist Kai Rautenberg und der Trompeter Till Brönner „Good Bye“, „After you’ve gone“ und „Ob das alles war“.

Viele Kränze, Kerzen, ein großes Porträtfoto, daneben ein mit Rosen bedeckter Eichensarg; um 14 Uhr folgte die Beisetzung auf dem Luisenkirchhof in Charlottenburg – in einem Ehrengrab, wie der Senat gestern beschloss. Dort fand Brigitte Mira ihre letzte Ruhestätte neben ihrer Mutter und ihrem letzten Ehemann Frank Guarente. Sie war am 8. März im Alter von 94 Jahren in Berlin gestorben. Unter den Trauergästen waren Walter Momper, Eberhard Diepgen, viele Vertreter des Abgeordnetenhauses, Alfred Biolek, Artur Brauner, die Schauspielkollegen Judy Winter, Edith Hancke, Rainer Schöne, Brigitte Grothum, Barbara Schöne, Georg Preuße, Gottfried John, Sänger René Kollo sowie Oliver und Susanne Juhnke. Mehrere hundert Berliner verfolgten die Trauerfeier entweder im Gotteshaus oder per Videoübertragung.

„Sie war eine von uns“, sagte Klaus Wowereit, „und es war keine gespielte Rolle, sie war von ganzem Herzen Berlinerin.“ Er nannte es unvorstellbar, dass ihr Witz erloschen und ihre Stimme verstummt seien. Ihre Einfachheit und Ehrlichkeit seien verblüffend gewesen: „Sie war eine ganz Große, eine Volksschauspielerin im wahrsten Sinne des Wortes.“ Wowereit schloss mit den Worten „Adieu, Biggi“.

Monika Griefahn, die Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, erinnerte an die eindrucksvolle Darstellung der Putzfrau Emmi in Fassbinders Film „Angst essen Seele auf“, mit der Brigitte Mira den Durchbruch ins ernste Fach schaffte. „Menschlich, volksnah, quirlig und frech“ sei sie gewesen, nie ein abgehobener Star, sondern „eine Frau aus der Mitte unseres Volkes.“ Von „großer Kunst und großer Bescheidenheit“ sprach auch Pfarrer Soppa, der hervorhob, wie Brigitte Mira in der Nazi-Zeit ihren jüdischen Vater geschützt habe. „Berliner sein ist nicht eine Sache der Geburt, sondern der Lebensart“, sagte er.

Auch Filmproduzentin Regina Ziegler nannte sie „eine der mutigsten Frauen, die ich je erlebt habe, eine Frau, die vor nichts und niemandem Angst hatte“. Mit einem poetischen Bild schloss Regina Ziegler ihre Erinnerung: „Ich sehe einen kleinen, zierlichen Vogel, der ein Lied geträllert und sich dann aufgeschwungen hat. Wohin? Natürlich in den Himmel.“

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